Gambia Februar / März 2017

Also eins sei schon mal vorweggesagt:
Mein Plan, „einfach“ nach Gambia zu gehen wurde durch ein Zusammenspiel verschiedener Gegebenheiten schon vor Reiseantritt ziemlich kompliziert. Es kam letzten Endes alles ganz anders als geplant und trotzdem, oder gerade deswegen, wurde es zu einem meiner interessantesten, spannendsten und schönsten Erlebnisse in meinem Leben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ursprünglich war ich „nur“ ein Vereinsmitglied der Riverboat Doctors International e.V.(RDI) und mein Plan war es, eben diesem Verein angehöriges Health Center (HC) in Buniadu im Januar zu besuchen. Allerdings änderte sich die Situation des Vereins im November 2016 schlagartig, als klar wurde, dass das deutsche Ehepaar, welches das HC bis dahin seit 2007 geführt hatte, aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückkehren musste und auch die Arbeit in Gambia nicht wieder aufnehmen würde. RDI e.V. stand nun vor einem großen Problem, da es niemanden gab, der das HC vor Ort leitete und das es wurde vorerst geschlossen.
Für mich hieß das damit: Meine langersehnte und geplante Reise ist erstmal gekanzelt! Ich konnte gar nicht glauben, dass ausgerechnet jetzt das HC nach Jahren der Arbeit einfach schließt …Ich war wirklich betrübt und sah mich schon den ganzen langen Winter in Deutschland meinem Trott nachgehen.
Wie ihr vielleicht durch Newsletter oder Internet erfahren habt, kam es aber doch ganz anders. Die RDI e.V.haben sich an die Projekthilfe Gambia e.V. (PHG) gewandt und Unterstützung angefragt, damit das HC in Buniadu weiterhin geführt werden kann. Ab Februar 2017 übernimmt die PHG e.V.nun Management und Verwaltung des HC, vorerst für die nächsten sechs Monate.
Für mich hieß das Aufatmen und Jubeln, denn so konnte meine Reise doch stattfinden. Da hatte ich allerdings meine Rechnung ohne (Ex-) Präsident Jammeh gemacht.
Geplant war mein Flug für den 15.01.17 und ich verfolgte nun schon seit geraumer Zeit alle Nachrichten um mich auf dem Laufenden zu halten. Als nun am 1. Dezember 2016 Jammeh abgewählt wurde dachte ich, wie wohl auch der Großteil der Gambier, man könne aufatmen und alles wird seinen friedlichen Gang nehmen. Tja, zu früh gefreut. Jammeh erkannte das Wahlergebnis nicht an und Mitte Januar wurde sogar der Notstand von ihm ausgerufen. Touristen wurden aus dem Land geflogen und ich sah meine Reise erneut von höherer Gewalt bedroht…
Was macht man in so einer Situation? Meine Familie und Freunde rieten mir davon ab nach Gambia zu fliegen. Auch wenn es weiterhin friedlich verlaufen sollte. Ihnen war das alles zu heikel. Und es stimmt, das ist Afrika- nicht Europa. Immerhin herrschte hier noch ein Diktator. Trotzdem konnte ich mich nicht mit der Situation abfinden und buchte meinen Flug auf Anfang Februar um.
Regelmäßig stand ich mit Dr. Markus Schopp (zweiter Vorsitzender RDI) und Matthias Ketteler (Gründungs- und Vorstandsmitglied PHG) in Kontakt, um weiteres Vorgehen zu besprechen. Als Jammeh nun am 21.01.2016 ins Exil floh, war das für mich der Startschuss. Zum Glück lief es in Gambia recht friedlich ab und größere Ausschreitungen kamen nicht zustande.
Der neue Plan nun also:
Erst ein paar Wochen in das HC Jahally, um die Arbeit der „Projekthilfe Gambia e.V. „ kennenzulernen und mit den Strukturen und der Organisation („Bürokratie“) vertraut zu werden.. Mit dem gewonnen Wissen sollte es dann weiter gehen nach Buniadu, in das HC der RDI e.V.

Auf Nach Gambia

Gesagt, getan. Am 6. Februar sitze ich dann tatsächlich im Flieger nach Banjul.
Auch ich wurde von dem Projektmanager Famara Fatty herzlich begrüßt und vom Flughafen zu dem Gelände in Manjai Kunda gebracht.
Ich war die ganze Fahrt über einfach nur überwältigt – von der Wärme, dem ganzen Sand auf und um die Straßen herum, den vielen bunten Gewändern und einfach der ganzen Dynamik des Lebens auf den Straßen von Gambia!
Mit diesen ersten Eindrücken ging`s dann in das ruhige Gästehaus in Manjai. Hier gibt es alles was man braucht, es gibt fließend Wasser und Strom, Wasserkocher, Kühlschrank und Gasherd. Die Betten haben Moskitonetze und auch Wlan Zugang war möglich (Über Mr. Fatty habe ich mir am nächsten Tag eine afrikanische SimCard besorgt).

Los geht`s nach Jahally

Zwei Tage später mache ich mich zusammen mit dem Fahrer des JahallyHC`s und dem Ambulanz-Wagen auf nach Jahally. Wir fahren durch ellenlange Gras- und Palmenlandschaften und nur die geteerte Straße lässt erahnen, dass hier irgendwo Leben herrschen muss. Und so war es auch: Plötzlich und unerwartet kommen wir an sehr belebten Dörfern vorbei die uns durch große Menschenaufläufe fahren lassen, welche sich über die ganze Straße verteilen und uns im Schritttempo fahren lassen. Es ist interessant das ganze Treiben zu beobachten: Ziegen und Kühe die auf Autodächern transportiert werden, Eselskarren, die alles Mögliche von A nach B bringen (angebundene Hühner, Holz, diverse Lebensmittel oder einfach Menschen als Passagiere) und zahlreiche Shops, die ihre Ware anbieten. Als weiße werde ich natürlich direkt erkannt und mit winkenden Händen und dem so typischen Wort „Tubaab“ begrüßt. Alle Menschen hier strahlen eine unheimlich fröhliche und positive Lebensenergie aus- die auch gerne über die ärmlichen und zum Teil katastrophalen Lebensumstände hinweg täuschen lässt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Außerdem ungewöhnlich für Besucher wie mich aus dem Ausland sind die regelmäßigen Stops durch Polizei- und Militärkontrollen. Grimmige Gesichter schauen einen an, doch mit einem netten: Hi, how are you? Lockert sich die Stimmung direkt auf und man bekommt auch hier meist ein Lächeln geschenkt.
Nach ca. 4 Stunden erreichen wir das Jahally HC.
Ich werde herzlich von Musukuta „ Musu“ Baba, examinierte Krankenschwester und Leiterin der Klinik empfangen und in das Gästehaus gebracht. Ich bin überrascht von der Sauberkeit des Geländes und meiner Unterbringung (wie ich später noch herausfinden werde, einer sehr komfortablen Unterbringung). Da ich zzt. die einzige Volunteer bin, habe ich jede Menge Platz! Den brauche ich aber auch, denn kurz nach meiner Ankunft werde ich von zahlreichen Kids begrüßt. Alle sind ganz neugierig wer denn da nun angereist sei und die Kinder vermitteln mir direkt ein Gefühl von Willkommen und Angenommen sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch hier gibt es fließendes Wasser und Strom, in der Regel 24 Stunden am Tag, kleinere Ausfälle können vorkommen, sind aber meist schnell wieder behoben. Das Wasser hier lässt sich problemlos trinken und soll sogar eine bessere Qualität haben als das deutsche Trinkwasser. Jedenfalls hatte ich nie irgendwelche Beschwerden. Es gibt aber auch Trinkwasser in Flaschen kaufen. Außerdem gibt es einen Gas Herd in der Küche und auch Pfannen, Töpfe und Besteck. Man kann sich hier also jederzeit auch selber versorgen, wenn man dann doch einmal etwas anderes essen möchte als Reis. Die Betten haben Moskitonetze und in jedem Zimmer gibt es Regale zum Lagern seiner Sachen.
Am nächsten Tag arbeite ich mit Musu in der Sprechstunde (Consultation). Anders als in Deutschland wird die Buschklinik von einer Krankenschwestern geleitet. Ärzte arbeiten eigentlich nur in den Krankenhäusern und führen die Operationen durch.
Arbeitsbeginn ist eigentlich 8:00 morgens, doch es kann manchmal auch 8:30 werden, wenn das Reinigungspersonal noch mit dem Putzen beschäftigt ist. Sowieso scheint hier alles einfach stressfreier zu laufen als von zuhause gewohnt. Es ist immer Zeit für ein nettes Gespräch, Anrufe werden auch während der Arbeitszeit entgegengenommen und wenn Zeit für breakfast ist, lässt man sich das auch trotz großem Patientenauflauf nicht nehmen (gegen 10:30/ 11:00, meist Baguette mit diversen Belägen (Tapalapa) mit z.B. einer Art Sauce aus Zwiebeln, Tomaten, Nudeln und Kartoffeln oder auch einfach nur mit Schokoladencreme oder Mayo). Hier muss man sich also dementsprechend in Geduld üben, denn „sofort“ ist oftmals gleichzusetzen mit „später“.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Behandlung kann man sich wie in einer Hausarztpraxis vorstellen. Die Patienten werden von der Aufnahme (Registration) in die Sprechstundenzimmer geschickt. Dort wird nach den Beschwerden gefragt, dementsprechend behandelt und Medikamente verschrieben. Täglich werden um die 150 Patienten versorgt.
Zu meiner Verwunderung gibt es wenig körperliche Untersuchungen. Meist wird die Diagnose durch das Patientengespräch oder eine Laboruntersuchung gestellt. Man darf natürlich nicht vergessen, und das ist gleichzeitig das, was mich so fasziniert hat- es gibt hier keine Gerätschaften zum diagnostizieren! Keine Computer um Patientendaten einzutragen oder um seine „Vermutung“ zu überprüfen. Das, auf was man sich hier verlässt, sind seine erlernten Fähigkeiten und die Kausalitäten des menschlichen Seins. Dies hat natürlich sowohl positive als auch negative Aspekte- denn ganz ohne Gerätschaften ist eine adäquate Behandlung nicht immer möglich, allerdings kann eine nur mit Gerätschaften gestellte Diagnose eine zu einseitige Sicht auf die Erkrankung ergeben.
In dem Arbeitsbereich der Apotheke (pharmacy) verbringe ich, wie in der Sprechstunde, eine Woche. Hier werden täglich gängige Medikamente zur Ausgabe an die Patienten vorbereitet und in Medizintüten verpackt, um einen schnellen und reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Die täglich benötigten Medikamente werden aus dem Lagerraum des HC (Store) täglich in die Apotheke gebracht.
Nach abgeschlossener Behandlung erhalten die Patienten ihr Rezept und können die verordneten Medikamente in der Apotheke einlösen.
Auch hier bleibt immer Zeit für ein Gespräch mit Patienten oder Freunden, die einfach mal „Guten Morgen“ sagen wollen. Jeder, der gerade anwesend ist, bringt sich mit in das Gespräch ein. Das gehört einfach wie selbstverständlich dazu, scheint niemanden zu stören und spiegelt die unglaubliche Gelassenheit dieses Landes und die sozialen Strukturen wieder.

 

 

 

 

 

 

 

Die letzten paar Tage verbringe ich im Ward, der sogenannten Station. Der Servicegedanke ist hier in Gambia nicht weit verbreitet, somit lautet die Devise eher: Wenn du eine Behandlung haben willst, dann beuge dich ihr! Klingt hart und ist es auf irgendeine Art auch. Die Menschen hier kennen keine warmen Mahlzeiten, die vom Personal ans Bett gebracht werden oder die überall etablierten Kaffeerunden aus deutschen Krankenhäusern. Auch Octanisept (ein Schleimhautdesinfektionsmittel ohne Alkohol, welches auf offenen Wunden/Schleimhäuten nicht brennt) ist hier unbekannt. Somit wird dieWundbehandlung (meist Verbrennungen oder Ulcera durch Würmer) mit Standard Desinfektionsmittel behandelt. Brennt höllisch, aber die Patienten geben während der Behandlung meist keinen Mucks von sich. Sie scheinen einfach froh zu sein, dass ihnen geholfen werden kann. Überhaupt scheint es hier nicht üblich zu sein, sein Leiden nach außen hin zu zeigen. Daher kommen viele Patienten erst mit sehr fortgeschrittener Erkrankung (sei es Wunden oder auch der körperliche Allgemeinzustand) in die Gesundheitsstation. Während der Sprechstunde versuchen die Schwestern die Menschen dafür zu sensibilisieren, früher in die Gesundheitszentren zu gehen und klären sie außerdem über, für uns selbstverständliche, Hygiene- und Selbstpflegemaßnahmen auf.
Die stationären Patienten müssen morgens alle erstmal aus ihren Betten raus und die Station verlassen, damit das Reinigungspersonal freie Bahn hat. Auch das wäre in Deutschland undenkbar. Die Hygienischen Zustände hier auf dem ganzen Gelände haben mich positiv überrascht, umso mehr nachdem ich schon die Zustände in umliegenden Krankenhäusern gesehen hatte.
Gewaschen wird sich selbst oder mit Hilfe von Angehörigen. Diese sind auch für die Verpflegung zuständig.

 

 

 

 

 

 

 

 

Betten beziehen wenn das Laken kleiner ist als die Matratze(dann muss man schon mal die Matratze „platt liegen“)

Trotzdem überwiegt immer die fröhliche und scheinbar ausgeglichene Stimmung. Die Menschen hier, Personal als auch Patienten, haben immer ein Lächeln für einen übrig und eigentlich kommt es mir so vor wie in einer großen Familie, denn jeder darf immer und zu allem etwas sagen. Und das wird auch getan, was ich sehr amüsant finde. Diskussionen unter vier Augen sind hier eher die Seltenheit.
Es dauerte etwas bis ich mit den Menschen hier in engeren Kontakt kam, da man sich natürlich a) aneinander gewöhnen muss und b) viel Eigeninitiative bzw. Interesse erforderlich ist. Ich habe mich einfach eingelassen, mitten rein geschmissen und mitziehen lassen von dem Leben auf dem Gelände.
Ansonsten, wie schon in vorherigen Berichten oft beschrieben, sitzt man nach der Arbeit oft in Grüppchen zusammen und dann ist es immer laut und ein heilloses Durcheinander. Meist trennen sich Männer und Frauen nach getaner Arbeit, zwischendurch sitzen aber auch alle wieder zusammen. Man trinkt Ataya- Tee, plaudert und lacht gemeinsam oder hilft bei den täglichen Verrichtungen. Ich hatte viele Bücher mit und trotz des „nicht vorhandenen“ Freizeitangebotes kam ich nicht zum Lesen. Ich war öfter mit den Mädels unterwegs zu Zeremonien, Programmen oder dem Markt in Brikama Ba, machte Ausflüge zu den Reisfeldern (am Fluss ist es wunderschön), half beim Kochen mit (gibt Muckis in den Armen) oder machte andere kleinere Trips z.B. nach Janjanbureh. Es findet sich eigentlich immer jemand, der einen gerne begleitet.
Und wenn nicht explizit gewünscht wird man auch nicht alleine sein in der „Jahally Familie“!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle Leute hier sind stets hilfsbereit und bemüht darum, dass man sich wohl fühlt. Auch das gemeinsame Essen bietet gute Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme. Außerdem ist es spaßig, denn wer versucht mit den Händen zu essen, so wie es für die Menschen hier üblich ist, wird schnell feststellen, dass es gar nicht so einfach ist. Das hat hin und wieder für einige Lacher seitens der Afrikaner gesorgt. Genauso wie das Waschen der Wäsche. In Gambia geht nichts „einfach“. Irgendwie ist alles mit körperlicher Anstrengung verbunden und so gerne ich neues ausprobiere und mitmache- ich vermisse meine Waschmaschine in Deutschland!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der dritten Woche kommen Matthias Ketteler, Uflert Engelkes, Famara Fatty und Mamadi Baldeh vorbei. Jetzt liegt direkt eine Wolke der „deutschen Arbeitsattitüde“ in der Luft und ich habe das Gefühl, alles läuft plötzlich ein wenig schneller. Die Vorständler drehen Drohnenvideos für die Webseite und halten Meetings mit dem Personal ab und schauen sich die Moringa Plantagen an. Auch das Dorfkomitee aus Buniadu (das ist quasi ein Rat der ältesten, welcher Entscheidungen für das gesamte Dorf trifft), kommt vorbei, um sich das Jahally Projekt anzuschauen und einige Dinge für die weitere Arbeit in Buniadu zu besprechen. Z.zt. befinden sich zwei Hilfskrankenschwestern von dem HC in Buniadu vor Ort um Erfahrungen zu sammeln und administrative Abläufe kennenzulernen, welche dann später in Buniadu angewendet werden sollen. Der Plan ist, auch das HC von RDI e.V. zukünftig mit dem gleichen organisatorischen und administrativen System arbeiten zu lassen.
Mamadi und ich machen Inventur der gesamten Medikamente und mit allen zusammen werden organisatorische und administrative Dinge, sowie der weitere Ablauf besprochen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wieder zurück nach Manjai

Nach weiteren zwei Tagen machen wir uns nun gemeinsam auf den Weg zurück nach Manjai. Dort verbringe ich eine weitere Woche mit Matthias, Ulfert, Famara und seinem Team. Auch hier ist unsere Woche dicht verplant mit Terminen, es gibt immer was zu tun!
Am Abend treffen wir uns mit Charley M´bye, Besitzer einer Elektriker Firma, Freund und Unterstützer der Projekthilfe. Mit ihm wird über die Situation der HC im Land gesprochen und der morgige Besuch bei der neuen Gesundheitsministerin vorbereitet.
Das erste Mal seit Wochen esse ich Pasta! Und nach 3 Wochen Reis ist das wirklich ein Gaumenschmaus!
Am nächsten Morgen fahren wir zu Herve Zongo, Präsident von mehreren Lions-Clubs in Westafrika. Es geht um eine Unterstützung durch den Lions- Club in Banjul, um möglichst viele ländliche Gesundheitszentren Gambias zu renovieren.
Auch über die aktuelle Situation des HC in Buniadu von RDI e.V. wird gesprochen. Durch die neue Kooperation zwischen RDI e.V. und der Projekthilfe Gambia e.V. soll es auch in Buniadu Renovierungs- und Umbaumaßnahmen geben, für die noch Sponsoren und Partner gebraucht werden. Herve Zongo will uns an eine Zementfirma vermitteln, welche auf der Suche nach seriösen Partnern für ein Teambuilding- Projekt ist. Wie auch in Deutschland geht hier nichts ohne Kontakte und Vitamin B. Ich freue mich über diese Neuigkeiten, wenn auch noch nichts davon spruchreif ist.
Direkt im Anschluss geht es zum Antrittsbesuch bei der neuen Gesundheitsministerin, Saffie Lowe Ceesay. Hier betont Matthias Ketteler die Wichtigkeit der Arbeit des Gesundheitsministeriums und bietet Unterstützung und Hilfe durch die Projekthilfe Gambia an. Allerdings sind durch die veränderte politische Situation auch im Gesundheitsministerium viele Dinge noch im Aufbau und in der Umstrukturierung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Schluss wird die Übergabe von medizinischen Geräten angeboten, die in Manjai Kunda lagern und direkt ein Treffen für den nächsten Tag vereinbart. Anders als das Klischee können auch in Afrika Termine abgesprochen, eingehalten und –manchmal ganz schnell umgesetzt werden.
Zurück im Büro in Manjai Kunda, sortieren und begutachten wir die medizinischen Geräte, unter anderem EKG- und Sono-Geräte, Oxymeter, ein Reanimationsgerät, Rollstühle, Unterarm-Gehstützen und Röntgenbildbetrachter. Alles wird gereinigt und für die Abholung vorbereitet.
Am Morgen darauf wird es trubelig, denn der stellvertretende Staatssekretär und der technische Leiter des Gesundheitsministeriums rücken mit einer Brigade an, um die Gerätschaften abzuholen. Es wird eine kurze Rede gehalten und Dank für die Unterstützung ausgesprochen, und auch Famara Fatty sagt noch ein paar Worte. Dann laden viele Helfer alles ziemlich zügig auf einen LKW und schon sind auch alle wieder weg. Ulfert Engelkes filmt die kurze Übergabe- Zeremonie, um das Material später dem gambischen Fernsehen zur Ausstrahlung zur Verfügung zu stellen. Außerdem verfasst er eine Pressemitteilung für die Zeitungen

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin überrascht, wieviel eigentlich in so einer kurzen Zeit passieren kann und stolz, ein Teil davon sein zu dürfen. Ich lerne viele unterschiedliche Menschen und ihre Kultur kennen und habe das Gefühl, richtig in das Leben in Gambia einzutauchen.
Nun gönne ich mir etwas Freizeit und Touri-dasein und fahre zum Albert Market in Banjul.
Hier bin ich für viele einfach ein weißer Tourist und vermutlich ein laufender Dalasi- Schein. Natürlich auch mit recht, denn jeder hier muss seinen Unterhalt verdienen. Ein soziales Absicherungssystem wie in Deutschland gibt es hier nicht. Verkaufst du nichts, kannst du deine Familie nicht versorgen. Durch die angespannte politische Situation haben viele Touristen das Land verlassen oder sind gar nicht erst hier her gekommen.
Auf dem Markt gibt es alles zu kaufen- Lebensmittel, die in der prallen Sonne lagern und mit Fliegen bedeckt sind, Anziehsachen und Schuhe, tägliche Gebrauchsgegenstände und Elektrogeräte, Holzartikel, Schmuck, einfach allerlei Krimskrams.
Am liebsten hätte jeder auf dem Markt, dass ich etwas an seinem Stand kaufe. Versuche zu erklären, dass das nicht möglich ist, verdampfen wie heiße Luft. Also heißt es falschen und verhandeln, natürlich nicht mit einem Ladenbesitzer sondern meist mit zweien oder dreien, um dann das beste Angebot gewinnen lassen. Bei einem Ladenbesitzer habe ich sogar anstatt mit Dalasi mit Tabak bezahlt. Auch hier ist die Devise: Alles ist möglich!
Trotz der ganzen Belagerung habe ich mich zu keiner Zeit unsicher oder bedroht gefühlt. Ich hatte durchweg mit freundlichen Menschen zu tun und wenn ich in bestimmtem Ton gesagt habe, dass ich nichts kaufen möchte, wurde ich auch in Ruhe gelassen.
Allerdings habe ich mir meist die Zeit genommen, die üblichen Floskeln zu beantworten: Hi, how are u? Where are you from? Is it your first time in The Gambia?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ach so, Geld abheben mit der EC-Karte – ich bin bei der Sparkasse, ist auch möglich. Ich habe zwar 5 verschiedene ATM (Geldautomaten) ausprobieren müssen bevor es klappte, aber letzten Endes habe ich Geld bekommen.
Im Gegensatz zu Jahally bleiben in Banjul keine Wünsche offen, so gut wie alles ist verfügbar, wenn auch etwas teurer (aber für unsere Verhältnisse weiterhin günstig).
Mit vollen Taschen fahre ich dann mit dem Taxi wieder zurück nach Manjai. Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten, schätze ich.
Während ich beim Shoppen war, haben Matthias Ketteler und Ulfert Engelkes diverse andere Dinge erledigt. Besuch der Stop-Step Apotheke, die die Medikamente von nun an für beide HC liefern wird, Abholung des Krankenwagens für Buniadu, Treffen mit dem regionalen Lions-Club „Banjul-Kairo“.
Am nächsten Tag erwarteten wir Markus Schopp (2. Vorsitzender RDI e.V.)und Guido Mandilaras (Kinderarzt, Mitglied bei RDI e.V. und Ärztecamp International e.V.- ÄCI). Nach einem Update über die vergangenen Tage ging es auch schon direkt weiter. Wir haben uns mit Dr. Hassan Azadeh getroffen, ein Iraner, der in Deutschland studiert hat und daher auch auch deutsch spricht. Dr. Azadeh, ein Freund der Projekthilfe,wohnt seit knapp 20 Jahren in Gambia und hat hier in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet. Zurzeit ist er medizinischer Direktor in einem Privatkrankenhaus in Brusubi.
Da das HC in Buniadu noch bis Ende letzten Jahres unter deutscher Leitung arbeitete, gibt es dort noch einige Medikamente aus Deutschland. Nach Durchsicht können diese an Dr. Azadeh übergeben werden, denn er kann sie für die Behandlung seiner Patienten gut verwenden.
Weiter geht`s mit der Inventur der gekauften Medikamente für Buniadu. Sie werden schließlich im RDI-Ambulanzwagen verstaut, um für den Transport morgen startklar zu sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

Anschließend gab es ein Meeting beim Mittagessen, um sich abzusprechen und dem Projekthilfe-Büroteam mitzuteilen, was in der nächsten Zeit für Buniadu und Jahally erledigt werden muss.
Es ist Sonntag und somit der letzte Tag in Gambia für Ulfert und Matthias. Sie fliegen in der Nacht zu Montag zurück nach Deutschland. Für uns anderen dreien, also Markus, Guido und mich – ist es vorerst der letzte Tag in Manjai Kunda.
Somit geht eine Woche voller Arbeit, Spaß und jeder Menge neuer Eindrücke und Kontakte zu Ende und öffnet die Türen für das HC in Buniadu.

Auf nach Buniadu

Um 6:00 werden wir am Montagmorgen von dem Fahrer Abdoulie abgeholt und brechen mit dem Krankenwagen auf zum Hafen von Banjul.
Auch das ist wieder ein Erlebnis pur. Es herrscht überall reges Treiben und jeder, der hier ist, möchte mit der ersten Fähre mitfahren.
Wissen muss man, dass es eigentlich zwei Fähren, gibt die fahren. Oft ist aber nur eine Fähre, die hier herrschtund somit kann es auch schon mal passieren, dass ein Auto von ganz hinten aus der Reihe plötzlich an dir vorbeizieht und als erstes auf die Fähre aufgeladen wird. Tja, da guckt man dann nur blöd -und ansonsten ist Geduld angesagt. Oder der Kontakt zu den richtigen Leuten und ein paar Scheinen in der Hand.
Jedenfalls haben wir Glück, denn Krankenwagen werden in der Regel vorrangig behandelt und wir bekommen direkt beim ersten Versuch einen Platz auf der Fähre. Das Beladen der Fähre erinnert mich an das altbekannte Spiel „Tetris“ – Sicherheitsmaßnahmen wie in Deutschland gibt es nicht. Das Motto lautet: Soviele Autos wie geht auf die Fähre packen und Lücken möglichst vermeiden!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach gut 45 Minuten erreichen wird das Nordufer – Herzlich willkommen in Barra!
Das Ausladen der Fähre ist wieder ein Ereignis für sich, Fußgänger und Autos bewegen sich kreuz und quer und überall und blockieren so die schmale Straße aus dem Hafengelände heraus. An den Seiten geparkt warten schon die LKW und Autos, um mit der Fähre zurück nach Banjul überzusetzen..
In Barra wird man direkt von “Taxi Taxi“ -Rufen begrüßt und bekommt von Frauen mit Tabletts auf dem Kopf Eis -erinnert an Wassereis, nur viel süßer und wird in Plastiktüten „serviert“-, diverses Gebäck, Nüsse und ähnliches, angeboten. In den Shops gibt es auch so gut wie alles zu kaufen, vor allem natürlich Tapalapa Brot.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach ca. 20 Minuten kommen wir im HC Buniadu an. Die Menschen hier freuen sich uns zu sehen und begrüßen uns freundlich!
Natürlich gibt es auch hier eine gewisse anfängliche Distanz, schließlich sind wir Fremde, aber ich bin erneut überrascht von dem Empfinden, angenommen zu werden. Es liegt einfach ein grundlegendes Gefühl von Willkommensein in der Luft!

 

 

 

 

 

 

 

Nach einem kurzen Rundgang durch das Gesundheitszentrum versammeln wir uns mit dem Team und besprechen grob den Ablauf für die nächsten Tage. Durch die komplette Neu-Strukturierung steht viel Arbeit an. Es werden nochmals die Zuständigkeiten geklärt und die Zusammenarbeit mit der PHG besprochen.
Das HC verfügt nur über eine kleine Solaranlage. Diese sorgt für Strom im HC und betreibt die Wasserpumpe, durch die das HC mit fließendem Wasser versorgt werden kann. Die tägliche Reinigung der Solarpaneele ist demnach Pflicht, denn sonst geht nichts im HC! Auch bei Ankunft hatten wir kein fließendes Wasser und somit wurde ein Mitarbeiter bestimmt, der die Reinigung der Paneele von nun an übernimmt.
Neben den HC stehen drei große Schiffscontainer die ausgeräumt werden müssen, die neuen Medikamente müssen einsortiert werden und das Personal dahingehend geschult werden, die neuen Medikamente kennenzulernen. Außerdem soll das Dokumentationssystem, welches in Jahally genutzt wird für store, pharmacy, consultation und registration weiter in den Arbeitsalltag hier integriert werden. Seit dem 1.Februar 2017 ist das HC in Buniadu wieder geöffnet und das Team hat schon angefangen, sich in das neue System einzuarbeiten. Um diese Einarbeitung sicherzustellen, wurden -wie bereits erwähnt- zwei Hilfskrankenschwestern aus Buniadu für drei Wochen zur Buschklinik geschickt, um dort mitzuarbeiten. Sobald die zurück sind, gehen die nächsten zwei Mitarbeiter/innen nach Jahally, um das System dort kennenzulernen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier in Buniadu ist es übersichtlicher als in Jahally, da die Gesundheitsstation viel kleiner ist und alles in nur einem einzigen Gebäude stattfindet.
Los geht es also mit der Sichtung des Medikamentenbestandes, dem Aussortieren der deutschen Medikamente und den auch sonst nicht benötigten Materialen aus dem Lagerraum sowie der Zusammenstellung alter und neuer Medikamente in eine einheitliche Inventurliste.
Bei 30 Grad im Schatten in einem Raum ohne Fenster auch eine Herausforderung. Zum Glück haben wir einen Ventilator, der uns zumindest das Gefühl von Abkühlung vermittelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Danach geht es „nach hause“.
Das Gästehaus liegt ca. 10 Gehminuten vom HC entfernt. Es befindet sich auf einem Grundstück auf dem noch ein paar weitere Häuser stehen. Neben dem Gästehaus wohnt die Klinikleiterin Und Hebamme Ramatoulie Saidykahn mit ihrem fünf Monate alten Sohn Salifu und ihrer Großmutter. Schräg gegenüber wohnt Mama Kumba mit ihrem Mann und ihren Kindern. Direkt vorne auf dem Grundstück wohnt einer der Hilfskrankenpfleger, Ismaela, mit seiner Familie. Die anderen Häuser stehen leer und sehen ziemlich heruntergekommen aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir werden von Mama Kumba mit Essen begrüßt. Für ca.100 Dalasi pro Person, das sind etwa 2 Euro, kocht sie für uns und auch gleichzeitig für ihre Familie. Die Familie hat z.Zt. kein regelmäßiges Einkommen. Das Essen von Mama Kumba ist typisch gambisch: Fleisch oder Fisch mit Reis oder Kartoffeln. Im Gegensatz zu der „Küche“ in Jahally wird hier meist mit ziemlich viel Öl gekocht – oder besser gesagt: eigentlich besteht hier alles aus Öl. Trotzdem schmeckt es mir. Naja, was Essen angeht bin sowieso eher ich pflegeleicht und offen für Neues. Auch das Wasser aus dem „trinkwasserzertifizierten“ Brunnen lässt sich problemlos trinken.
Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied zwischen den Unterbringungen in Jahally und Buniadu: Wasser und Strom!
Im Gästehaus in Buniadu gibt es weder Strom noch fließend Wasser! Trotzdem finde ich es komfortabel und hat einen süßen Charme.
Wer also sein Handy aufladen will, sollte dies tagsüber im HC tun (der Internetempfang ist hier allerdings kaum erwähnenswert und eine Whatsapp zu verschicken kann je nach Standort schon eine Geduldsprobe sein…)
Wasser wird im HC in Kanister gefüllt und dann mit dem Ambulanz Wagen oder per Eselskutsche in die Unterkünfte gebracht!

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist dann Wasser zum Trinken, Kochen, Duschen und für die Toilettengänge. Da es keinen Strom gibt, gibt es auch keinen Kühlschrank! Freut euch auf Zimmertemperatur erwärmte Getränke 😉
Zum Duschen ist das Wasser dann aber wieder wohl temperiert.
Wie ich bereits erwähnte, geht hier in Gambia eigentlich nichts „mal eben“. Alles braucht Zeit oder körperliche Anstrengung. Duschen funktioniert also wie folgt:
Man bringe den großen 10 L/ 20L Kanister ins Badezimmer und fülle dann damit einen Eimer mit Wasser. In dem Eimer befindet sich eine Art Schüssel, bzw. eine Dose ohne Deckel. Diese ist dann der Duschkopf. Und los geht`s! Ich hatte noch einen Waschlappen dabei, hatte ich bis dahin noch nie benutzt, erschien mir aber nun sehr hilfreich!

 

 

 

 

 

 

 

 

Kochen oder Kaffe zubereiten kann man sich dank Gasherd aber auch hier. Töpfe und Besteck sind vorhanden. Es gibt zwei Schlafzimmer mit großen Doppelbetten und Moskitonetzen. An diese Schlafzimmer bindet sich dann jeweils ein Badezimmer an.
Auch wenn sich das jetzt alles ziemlich spartanisch anhört (was es ja auch ist) ist es allemal eine Erfahrung wert so zu leben. Wenn man sich darauf einlässt ist es auch gar nicht so schwer und ziemlich interessant. Man sollte sich nur organisieren, seine Batterie/Solarbetriebenen Lampen oder Kerzen zurechtlegen, so dass man sie auch findet, und nicht danach suchen muss, wenn es bereits dunkel geworden ist (ich spreche aus eigener Erfahrung).

 

 

 

 

 

 

 

Ein weiterer schöner Aspekt in Buniadu ist die Natur! In fünf Minuten ist man am Fluss mit wunderschönen Mangroven Wäldern. Hier kann man einfach alles auf sich wirken lassen und manchmal auch die Fischer bei ihrer Arbeit beobachten.
Mit diesen Eindrücken beende ich den ersten Tag in Buniadu.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag. Weiter geht`s mit der Inventur der Medikamente und dem Aussortieren der Materialien aus dem Lagerraum und aus den Containern. Wir finden einige Medikamente und Materialien, die wir später an Dr. Azadeh und die Klinik in Essau abgeben können, da sie hier im HC nicht benötigt werden.
Später haben wir ein Treffen mit dem Dorfkomitee und Famara Fatty. Hier werden Angelegenheiten zum Grundstück des HC und einer möglichen Erweiterung besprochen. Wir bringen Mr. Fatty wieder nach Barra und treffen uns auf dem Rückweg mit Alpha Mballow. Dieser ist lokaler Manager der National Nutrition Agency (NaNA) in Essau. Diese Agentur bietet ein Ernährungsprogramm für unterernährte Kinder an und es wird eine Zusammenarbeit mit NaNA angestrebt, da das HC in Buniadu in der Vergangenheit viele unterernährte Kinder als Patienten betreute.

Am nächsten morgen wird dann endlich abschließend der komplette Medikamentenbestand, praktisch und theoretisch, zusammengeführt. Das Pflegepersonal erhält immer wieder kleine Schulungen über Indikationen und Wirkungsweisen der (noch unbekannten) Medikamente und eine erste Einweisung in das Dokumentationssystem für die Medikamentenausgabe.

 

 

 

 

 

 

 

Hier konnte ich meine erlernten Kenntnisse aus Jahally anwenden und es hat wirklich Spaß gemacht, zusammen mit den Mitarbeitern vor Ort zu arbeiten und zu sehen, wie sich das ganze System nach und nach weiter aufbaut. Alle waren sehr motiviert und dadurch haben wir viel geschafft in den letzten drei Tagen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch hier fehlt es nie an Freude und Gelassenheit, wobei meine Geduld hin und wieder auf die Probe gestellt wird, denn Gelassenheit bedeutet immer auch warten. Zusammengefasst ist das Arbeiten hier aber sehr angenehm.
Im Vordergrund läuft immer die reguläre Behandlung weiter. Noch hat das HC nur ca. 20 Patienten am Tag (vor Schließung waren es ca. 50-70), doch noch nicht alle Leute in der Umgebung haben mitbekommen, dass das HC wieder eröffnet hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die aussortierten Materialien aus den Containern bringen wir in die Klinik in Essau. Dort treffen wir John Joseph Mandy, den leitenden Pfleger des Krankenhauses, welcher uns auch gleich eine Führung durch das Krankenhaus bietet.
Hier wird mir wieder bewusst wie nötig die Menschen hier jede (medizinische) Hilfe haben. Das Krankenhaus ist nur mit dem nötigsten ausgestattet, Gerätschaften gibt es auch hier kaum und das Gebäude an sich ist auch nicht mehr in dem besten Zustand! Den Anspruch an ein zwei- Bett Zimmer kann man hier vergessen. Meist hat eine Station zwischen 10- und 20 Betten in einem großen Raum.

 

 

 

 

 

 

 

 

Krankenhaus Essau
Nun geht es für mich bzw. uns mit dem Fahrer Abdoulie erneut zurück nach Jahally- diesmal allerdings mit den zwei Ärzten Markus und Guido von RDI, denn diese haben die Klinik in Jahally noch nicht gesehen.

 

 

 

 

 

 

 

In Jahally ist die Freude groß über das unerwartete Wiedersehen und auch die beiden „Neulinge“ werden herzlichst begrüßt. Nach den letzten Tagen ist es wirklich einfach schön entspannt hier und ich freue mich auf eine Dusche unter fließend Wasser.
Nach einer kurzen Nacht geht es erneut zurück nach Manjai und wir lassen den Abend entspannt ausklingen.
Am Samstagmorgen, dem Abreisetag von Markus und Guido, treffen wir uns mit Dr. Azadeh in seiner Klinik in Brusubi, um ihm Medikamente und ein Mikroskop zu überreichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Klinik ist kein Vergleich zu anderen Krankenhäusern die ich bisher gesehen habe. Alles ist gefliest und sauber, es gibt Medikamente und Gerätschaften wie z.B. Sono-und EKG-Geräte oder auch einen Inkubator. Außerdem gibt es einen Op- Bereich.
Zurück in Manjai genießen wir die letzten Stunden am Strand und einem leckeren Essen. Auch hier in der Senegambia Gegend (hier ist die „eigentliche“ Touristen Zone) mangelt es an nichts und der kilometerlange Strand lässt einen die Anstrengung der letzten Tage vergessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun bin ich wieder alleine unterwegs in Gambia.
Dr. Azadeh hat mich nochmal in seine Klinik eingeladen um auch dort Erfahrungen in der Behandlung zu sammeln und bot mir die Möglichkeit, bei einer seiner Op`s dabei zu sein. Ursprünglich ist er Gynäkologe und wir haben eine Frau mit Gebärmutterfibromen (gutartige Geschwülste) operiert.
Das war wirklich nochmal einen Einblick wert, danke an Dr. Azadeh, denn der ganze Ablauf und Umgang mit den Patienten hier in Gambia läuft einfach so anders als zuhause.
Andere Länder, andere Sitten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt mache ich mich nochmals auf nach Buniadu. Als ich jetzt hier ankomme, kommt mir alles schon sehr vertraut vor und neben der Arbeit habe ich nun auch Zeit, mich mit den Angestellten zu unterhalten. Wir lachen viel, sitzen in der Pause zusammen oder gehen nach der Arbeit am Fluss spazieren. Die meiste Zeit verbringe ich mit Ramatoulie und dem kleinen Salifu.
Sie zeigen mir wie ich ihn, so wie es hier üblich ist, mit einem Tuch auf dem Rücken trage, die Fische hier zum fritieren vorbereitet werden oder wie man Ataya kocht.
Die Woche vergeht wie im Flug und ich sehe meine Zeit hier dem Ende zugehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Doch bevor ich mich tatsächlich verabschiede, halten wir ein Meeting ab mit Dr. Azadeh, dem Personal und dem Dorfkomitee.
Er gibt Ratschläge für alle, klärt die Menschen hier auf über allgemeine Hygiene, die Relevanz der Sauberhaltung des Geländes und der Prävention von Krankheiten (besonders Malaria). Zur Begeisterung aller wird jedem anwesendem der Blutdruck gemessen. Außerdem gibt er eine Einführung in mögliche Symptome und die Ursachen zur Entstehung von Bluthochdruck.
Alle scheinen interessiert und ich bin erstaunt, wie gut dieses Programm von allen angenommen wurde.
Wartebereich Hafen in Banjul

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann ist auch für mich die Zeit des Abschieds gekommen. Die letzten Tage werde ich in dem Manjai Kunda Gelände verbringen und meine gesammelten Daten über Patientenzahlen, Alter, Geschlecht, Diagnose und Behandlung in ein dafür vorgesehenes Computerprogramm übertragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Außerdem besuche ich die Privatschule von Patricia Ceesay, eine Montessori Schule wie ich sie noch nicht gesehen habe und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Abschluss begleite ich Dr. Azadeh noch ein letztes Mal zu einem Vortrag über weibliche Genitalverstümmlung (Female Genital Mutilation). Auch das ist leider weiterhin ein großes Thema hier in Afrika. Rund 80 % der Frauen hier sind beschnitten worden. Trotz gesetzlichen Verbots werden Mädchen (meistens in dem Alter bis zu dem vierten Lebensjahr) genital verstümmelt. Es werden Klitoris und /oder Teile der Vagina (Schamlippen) entfernt und die Wunde bis auf ein kleines Loch zugenäht. Dies bringt weitreichende Komplikationen (Abszesse, Unfruchtbarkeit, Inkontinenz) oder den Tod mit sich- von den psychischen Schäden ganz zu schweigen!

 

 

 

 

 

 

 

Ich fahre mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurück nach Hause. Ich habe soviele neue Dinge erlebt, schockierendes und überraschendes, interessante Kontakte geknüpft und einfach eine komplett andere Welt kennengelernt.
Ich fühle mich sehr dankbar. Dankbar, dass ich das erleben konnte und dankbar,dass es mir in meiner Heimat so gut geht. Mir fehlt es nicht an medizinischer Versorgung und ich muss auch keine Angst haben, morgen kein Essen mehr auf meinem Teller zu finden!
Diese unermüdliche positive Lebensenergie die von den Menschen hier ausgeht, kaum Gejammer und Gemecker, leben mit dem was man hat und das Beste draus machen- das hat mich fasziniert.
Genauso wie die schier grenzenlose Gastfreundschaft die ich zu jeder Zeit erleben durfte!
Natürlich wird man immer auffallen durch seine Hautfarbe, und ja, es gibt bestimmt auch Menschen, die einfach nur dein Geld wollen. Aber ich habe mich zu keiner Zeit unsicher oder bedroht gefühlt. Ich habe mich als Frau frei bewegen können ohne Angst zu haben (Kleidungsstil beachten und nachts war ich auch nicht alleine unterwegs).

Doch man darf trotz alledem nicht vergessen:
Viele Menschen hier lebenweiterhin in Perspektivlosigkeit, haben keine Arbeit und kein Geld. Auch im Jahre 2017 werden Kinder noch an den Strand geschickt um Nüsse zu verkaufen, anstatt dass sie in die Schule geschickt werden, um einen Grundstein für ihre Zukunft legen zu können. Sie werden für das Aufkommen des Lebensunterhaltes verantwortlich gemacht und haben keine Chance auf Bildung!
Gambia zählt immer noch zu einem der ärmsten Länder der Welt, für mich aber auch zu einem der schönsten!

Riverboat-News Nr. 12 März 2017

Liebe Vereinsmitglieder, liebe Freunde und Förderer des Vereins,

die Euphorie, die den RDI-Vorstand derzeit erfasst hat, hängt weniger mit dem sich ankündigenden Frühling zusammen als mit den Entwicklungen in Gambia. Am Anfang dieses Jahres hat es Gambia ja sogar geschafft, in den deutschen Nachrichten erwähnt zu werden, und wer sich über BBC-Africa und andere Medien im Internet auf dem Laufenden hielt, sah Panzer durch Banjul rollen. Aber jetzt ist alles gut, kein einziger Schuss ist gefallen, der alte Präsident hat das Land verlassen, der neu gewählte (!) ist im Amt, und die Stimmung in Gambia ist gelockert, fröhlich und optimistisch, wie wir schon gleich am Flughafen erfahren konnten.

Health Center Buniadu arbeitet wieder

Wie geplant konnte das Health Center am 1. Februar seine Tore wieder öffnen. Geleitet wird der Sprechstundenbetrieb nun von Ramatoulie Sandykhan, einer gambischen „village-nurse and midwife“, was bedeutet, dass sie den höchsten in Gambia möglichen Ausbildungsgrad erreicht hat und berechtigt ist, nicht nur als Krankenschwester, sondern auch als Hebamme zu arbeiten. Ramatoulie lebt jetzt im Haus der früheren Projektleitung zusammen mit ihrem kleinen Sohn und der Großmutter zur Betreuung des Kindes während ihrer Arbeitszeiten.
Der Lagerraum wurde inzwischen von abgelaufenen Medikamenten und ähnlichem befreit und mit einem Grundstock an Basis-Medikamenten bestückt. Die Ausgabe dieser Medikamente wird streng überwacht, in die dazu erforderlichen Listen mussten unsere afrikanischen Mitarbeiter erst eingeführt werden. Diese Einführung wird auch derzeit noch durch eine deutsche Krankenschwester, die als Freiwillige für RDI in Gambia arbeitet, fortgeführt. Außerdem befinden sich derzeit zwei unserer Hilfskrankenschwestern für drei Wochen zur Schulung im Health Center Jahali der Projekthilfe Gambia. Nach deren Rückkehr werden zwei weitere Mitarbeiterinnen folgen.

Die Patientenzahlen sind im Moment noch moderat, was gut für Teambildung und das Einüben von Arbeitsabläufen ist. Hier erhielten unsere Mitarbeiter auch schon tatkräftige Unterstützung durch den Besuch von zwei Ärzten aus dem Verein „Ärztecamp International e.V.“, die auch erfreulicherweise wie im vergangenen Jahr einen Zuschuss zu den Medikamentenkosten mitbrachten.

Weitere Spenden verteilt

Bei der Sichtung der in den drei 20-Fuß-Containern gelagerten Materialien fielen uns diverse Dinge ins Auge, die im Health-Center Buniadu auch in Zukunft nicht gebraucht werden. Zwei hochwertige, für Lehr- und Forschungszwecke geeignete Mikroskope wurden Herrn Dr. Hassan Asadeh für das Royal-Victoria-Teaching-Hospital übergeben, eine aufblasbare Rettungsmatratze und diverse orthopädische Hilfsmittel gingen an das nahe gelegene Krankenhaus Essau, acht kleine Roller und Hunderte Buntstifte an den benachbarten Kindergarten. Zahlreich vorhandenes überschüssiges Werkzeug wird nach Manjai Kunda zum Sitz unserer Pantner-NGO „Project Aid the Gambia“ gebracht, nachdem für das Health-Center eine übersichtliche Auswahl getroffen und im Batteriehaus gelagert wurde. Die dort vorhandene regelmäßig die Solaranlage überlastende Waschmaschine wurde verschenkt, unsere Angestellten werden in Zukunft die Wäsche von Hand waschen, wie überall üblich. Der alte, seit fast zehn Jahren nicht mehr reparierbare Generator wurde dem Dorfkomitee geschenkt und befindet sich zur Zeit wohl in Banjul, wo er angeblich doch noch repariert werden kann.

Zum Schluss bitte einkaufen !

Es gibt tatsächlich eine einfache Möglichkeit, den Verein finanziell zu unterstützen, ohne selbst etwas zu spenden. Und das geht so:
Bitte besuchen Sie vor Ihrem nächsten Einkauf im Internet www.gooding.de und entscheiden Sie sich für einen von über 1500 Online-Shops (e-bay, Thalia, Jacko-o, media markt und viele andere).
Im Anschluss wählen Sie Riverboat-Doctors-International e.V. als begünstigten Verein aus, der vom Onlineshop eine Prämie von durchschnittlich 5% des Einkaufswertes erhält.
Jetzt beginnen Sie ganz normal Ihren Einkauf. Die Einkäufe kosten Sie nicht einen Cent mehr. Eine Registrierung ist nicht erforderlich.
Bitte probieren Sie es aus! Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Einkaufen !

Für den Vorstand

Dr. med. Markus Schopp