Erfahrungsbericht von Dr. Jana Baum, Internistin (Februar 2019)
Vor zwei Jahren saß ich nach irgendeinem 13 stündigen Wochenenddienst (in dem man als internistischer „Roadrunner“ die Notaufnahme und verschiedene Normalstationen mit acht Armen gleichzeitig bedient) auf dem Balkon und sinnierte über die hiesige medizinische Arbeitswelt und mein seit Monaten brodelndes Fernweh. Es könnte spektakulärer sein, aber am Ende tippte ich: Afrika-Arzt-Freiwillig. Über ein paar Umwege stieß ich auf den Riverboat-Doctors-International e.V.
Bei meinem ersten Einsatz war ich als einzige Freiwillige Vorort in Buniadu. Die Herzlichkeit der Dorfbewohner hätte größer nicht sein können und aus Kollegen wurden schnell Freunde.
Mit ein paar Brocken Mandinka, meinem neu entwickeltem chronischen Ataya-Abusus (dies ist eine Art schwarzer Tee, der dort in rauen Mengen, wie bei uns Kaffee, gebraut und getrunken wird) und meiner ärztlichen Tätigkeit fühlte ich mich sehr erfüllt.
Die ärztliche Tätigkeit in Buniadu erfüllte mich mehr als Pneumoniebögen auszufüllen oder das Entlassmanagements vorzubereiten, so wie ich es in Deutschland tue. Daher wollte ich schnellstmöglich wieder zurück nach Gambia. Mein damaliger Arbeitgeber in Deutschland konnte meinen Urlaubswunsch allerdings aus verschiedenen Gründen nicht gewähren, sodass ich nach einem Nachtdienst recht spontan und chaotisch meine Kündigung aus dem Kittel zauberte, um vier Wochen später erneut nach Buniadu zurückzukehren. Das Ganze hat sich bis jetzt fünf Mal wiederholt (allerdings ohne jedes Mal zu kündigen).
Was mich an der Arbeit in Gambia fasziniert ist das breite Spektrum an Erkrankungen und die klinisch eindrücklichen Krankheitsbilder. Der westliche Elfenbeinturm der Spezialisierungen ist dort (leider noch) sehr weit entfernt. Dadurch begegnete mir natürlich auch die pure Machtlosigkeit, bei verschiedenen(schweren) Fällen nichts tun zu können. Diese Erfahrungen erdeten mich als Ärztin und machten mich zeitweise auch wütend auf die Gegebenheiten hierzulande- was aber am Ende auch verkehrt und wenig hilfreich ist.
Die Patienten in Buniadu sind häufig jung und sehr geduldig. Für abdominelle Beschwerden gibt es in der Krankenstation ein charmantes Sonografiegerät, welches bis dato Regenzeiten und den Harmattan (heißer, trockener Wind, der große Sand-und Staubmengen mit sich bringt) überlebt hat. Nahtmaterial kommt im „dressing room“ (Verbandsraum) zum Einsatz, in dem obendrein auch Abszesse gespalten und kleine chirurgische Eingriffe durchgeführt werden.
In der Regel erfolgt die Behandlung nach der Reihenfolge der Registrierungen, triagieren aber auch nach bestimmten Kriterien (z.B. hohes Fieber). Bei teilweise bis zu 100 Patienten am Tag ist es jedoch fast ein Ding der Unmöglichkeit einen Überblick zu behalten.
Meine Laufschuhe kommen auch in Gambia zum Einsatz, wenn auch in abgespeckter Form. Dafür trifft man während seiner Joggingrunde auf Affen, Krokodile, Esel und buntes Gefieder. Bisher habe ich mich nie unsicher gefühlt oder eine Auseinandersetzung mit jemandem gehabt. Hierzulande ist immer auch Musik und Tanz dabei, natürlich ohne Alkohol. Was soll ich noch sagen?
In einigen Wochen werde ich wieder für einen Monat in diese Welt eintauchen und freue mich jetzt schon riesig auf ein Wiedersehen und meine ärztlichen Tätigkeiten vor Ort.
Jana Baum
Bericht der Gambiareise von Christian Göken (28.04.2018 – 21.05.2018)
Kindergarten Buniadu:
Fast eine Woche Gambia liegt nun schon hinter mir und ich komme endlich dazu ein paar Zeilen zu schreiben. Da hier der 1. Mai ebenfalls ein Feiertag war, sind Matthias Ketteler (Projekthilfe Gambia) und ich am 2. Mai um kurz vor 5 Uhr morgens in Manjai gestartet, um die Projekte zu besuchen. Wir haben mit viel Glück die erste Fähre bekommen und mit noch mehr Glück war es sogar die neue Fähre. Somit dauerte die Überfahrt nur 20 Minuten. In Buniadu angekommen habe ich die Veränderungen nach der Renovierung des Kindergartens das erste Mal live gesehen. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr sich alles zum Positiven verändert hat. Ich war echt gerührt. DANKE an die beteiligten Freiwilligen und dem Team von „Project Aid The Gambia“. Wir haben den Rest des Tages dann damit verbracht, uns überall „anzumelden“ und erste Gespräche zu führen.
Am nächsten Tag ist vormittags der LKW aus Manjai gekommen und hat kleine Stühle für den Kindergarten gebracht. Mit den neuen Stühlen kann bereits der erste Raum ausgestattet werden. In einigen Wochen werden weitere Stühle und hoffentlich Tische folgen. Sonst werden die Vorhandenen Tische entsprechend repariert. Auch sollen wir Tafeln für unsere Räume bekommen, die bei Project Aid The Gambia im Zulauf sind.
Health Center und Neubau:
Unseren neuen Krankenpfleger Ousman, der die Leitung in Buniadu übernommen hat, habe ich ebenfalls kennengelernt. Bei vielen Gesprächen mit den Angestellten, dem Alkalo (ähnlich wie ein Bürgermeister) und den Dorfältesten wurde mir berichtet, dass unser jetziges Team bei der Bevölkerung sehr beliebt ist und gut zusammenarbeitet. Wir haben dann unsere Pläne für den Neubau eines Angestelltenhauses und das zusätzliche Klassenzimmer vorgestellt und mit allen beteiligten besprochen. Bereits in der nächsten Woche startet die Bauphase und erste Sandlieferungen sind bereits angekommen, nachdem wir eine geeignete Sandgrube besucht hatten. Außerdem wurde fleißig aufgeräumt und „ausgemistet“.
Am Abend fand ein Mitarbeitertreffen auf der Lodge statt. So konnte man bei Essen und Getränken noch über das ein oder andere Problem oder auch Wünsche sprechen. Das Team war soweit zufrieden und es gab auch keinerlei größere Probleme.
Beim abschließenden Gespräch mit dem Alkalo haben wir ihm die Zusage gegeben, dass wir im Rahmen der Baumaßnahmen das WC für die Moschee neu machen und zusätzlich eine Waschgelegenheit bauen, damit man sich vor dem Gebet die Hände und Füße reinigen kann.
Im Laufe der verbleibenden Tage wurden die üblichen Büroarbeiten erledigt, die immer anstehen, wenn Vorstandsmitglieder vor Ort sind. Natürlich gab es auch noch eine Menge mit der Bauplanung zu tun. Es mussten Berechnungen gemacht werden und die entsprechenden Preise für die Gewerke wurden eingeholt. In der zweiten Hälfte der Reise wurde ich dann per Mail informiert, dass mein Rückflug gestrichen wurde und ich mich mal bei der Airline melden sollte. Streik in Brüssel und somit erst 5 Tage später zurück. Grundsätzlich ärgerlich, aber in dem Fall konnte ich unter anderem noch mit Matthias und dem Vorsitzenden von Projekt Aid The Gambia am Treffen mit dem Präsidenten H.E. Adama Barrow teilnehmen. Morgens um 4 Uhr ging es los, da wir ca. 360 km Anreise vor uns hatten. RDI e.V. war nicht direkt Gesprächsthema, aber es ging um die medizinische Versorgung im Land. Es war für mich natürlich sehr interessant und aufschlussreich.
Zum Abschluss der Reise gab es noch ein lustiges Zusammentreffen mit einer weiteren Freiwilligen über die Projekthilfe Gambia e.V. Diese Freiwillige hatte vor einigen Monaten mit mir telefoniert und ich musste ihr absagen, da bereits die Planung für den Bau soweit war, dass ich unsere Unterkünfte nicht belegen wollte. Nun ist auch hier wieder ein gelungenes Zusammenspiel beider Vereine zustande gekommen.
Für mich war es wieder einmal eine spannende, aufregende und arbeitsreiche Reise. Die Fortschritte die in Buniadu gemacht werden sind riesig und es macht großen Spaß zu sehen, was alles möglich ist, auch wenn vieles von Deutschland aus koordiniert werden muss.
Meine Zeit in Gambia, 3. Januar – 21. März. 2018, Caroline Graf, Krankenschwester, Riverboat Doctors international e.V.
Lange geplant und endlich geschafft. Es ist gar nicht so einfach in unserem geordneten System, als erwachsener Arbeitnehmer und Familienmensch, für drei Monate mal eben nach Gambia zu gehen. Aber mit Hilfe einiger mir wohlgesonnener Menschen und ein wenig Mut und Vertrauen, konnte meine Reise nach Buniadu zu Jahresbeginn starten.
Der Flug von München nach Brüssel, wo ich mich mit meinem Vereinskollegen Olaf Bullert treffen sollte, war unangenehm stürmisch. Wir flogen durch heftige Orkanböen, sodass selbst das Servicepersonal den kompletten Flug über, auf dem Sitz angeschnallt blieb. In Brüssel traf ich Olaf in letzter Minute. So konnten wir den restlichen, auch sehr turbulenten Flug, gemeinsam erleben und uns gegenseitig Mut zusprechen.
Mit Olaf verbrachte ich die ersten zwei Wochen in Gambia. Er kennt das Land schon von einer vorherigen Reise und ich hatte das große Glück, seine Tochter Nele und ihren Mann Amat in Manjai Kunda kennenzulernen. Alle drei haben mir in der ersten Zeit sehr viel geholfen, mich in dem noch fremden Land, zurecht zu finden. Danke dafür!
Nach unserer Ankunft in Banjul verbrachten wir die ersten vier Tage in Manjai Kunda. Hier befinden sich auf einem großen Grundstück das Büro, ein kleines gut ausgestattetes Gästehaus, einige Angestelltenwohnungen und Lagerhäuser sowie das Wohnhaus des Projektmanagers. Ich hatte Zeit, mich an Land, Leute und Klima zu gewöhnen. Von Nele und Amat lernte ich, wie man Geld zu einem guten Kurs umtauscht, wie man sein Telefonguthaben auflädt, wo man die besten Tapalapas bekommt, wie man Preise verhandelt oder wie man in Gambia Taxi fährt und so manch andere hilfreiche Tipps.
Dort lernte ich auch Matthias Ketteler, den Vorstand von „Project aid the Gambia“ und seine Familie zum ersten Mal kennen.
Am Sonntag, 7.1.2018 ging es in aller Herrgottsfrüh auf zum Fährhafen nach Banjul, um den Fluss zu überqueren. Die Fähre ließ lange auf sich warten, was aber nicht außergewöhnlich ist, wie ich später bemerkte. Nach kurzer feuchter Fahrt erreichten wir Barra und bald auch Buniadu.
Das Health Center hatte geschlossen, es war ja schließlich Sonntag. Eine gute Gelegenheit, sich in aller Ruhe in der Freiwilligenunterkunft einzurichten. Hier waren die Renovierungsarbeiten allerdings noch nicht ganz abgeschlossen. Mit einigem Improvisationsgeschick und schneller Hilfe einiger Leute, war das aber kein wesentliches Problem. Im Gegenteil, in den ersten Wochen meines Aufenthalts war ich immer in bester Gesellschaft von einheimischen Handwerkern. Wir haben zusammen gekocht und gegessen, viele interessante Gespräche geführt und nicht zuletzt wurde ich auch in die hohe Kunst des Ataja Kochens eingewiesen. Ataja ist ein traditionelles bitter-süßes Teegebräu. Es wird in einer ausgiebigen Zeremonie, meist von den Männern gekocht und soll gut gegen Müdigkeit und für die Verdauung sein.
Am Montag stellten Olaf und ich uns im Health Center und Kindergarten Buniadu vor. Wir wurden von allen sehr herzlich begrüßt, die Kindergartenkinder sangen uns sogar ein Begrüßungslied. Olaf hielt eine Hygieneschulung zum Thema Händedesinfektion und Hände waschen. Er schaffte es mit Leichtigkeit und viel Spaß, die Leute zu begeistern.
In den folgenden Tagen konnte ich schon ein wenig in die Arbeit im Health Center hinein schnuppern. Giddo der Projektsprecher, stets sehr engagiert und aufmerksam, stellte uns bei einer ausgiebigen Runde durch das Dorf den Mitgliedern des Dorfkomitees vor. Dabei lernte ich auch Giddo’s Mutter, eine 97 jährige Dame mit grandioser Ausstrahlung, kennen! Während meiner Zeit in Buniadu, besuchte ich sie noch mehrmals und obwohl sie kein Englisch und ich kein Wolof spreche, verstanden wir uns ganz wunderbar!
Nach ein paar Tagen Buniadu, ging es auf nach Jahaly. Wir wollten uns dort das Health Center und den Kindergarten unserer Partnerorganisation „Project aid the Gambia“ anschauen und wieder eine Hygieneschulung abhalten. Die Fahrt dorthin entlang der Northbank war für mich sehr beeindruckend. Links und rechts des Highways konnte ich viele kleine Dörfer, Märkte aber auch einfach nur endlos weite sandige Flächen mit Baobab- und Mangobäumen sehen. Ab und zu lief eine Kuh, Ziege oder eine ganze Schafherde auf die Straße. Aber auch das war kein Problem, es wird gehupt und die Tiere beeilen sich im besten Fall, die Straße für uns frei zu machen. Überhaupt wird in Gambia viel gehupt, aber nicht aus Zorn, nein, einfach um auf sich aufmerksam zu machen. Das funktioniert erstaunlich gut. Verkehrsregeln in unserem Sinne gibt es nicht und trotzdem arrangiert man sich so, dass es läuft. Das hat mich immer wieder beeindruckt, besonders im städtischen Gebiet um Banjul.
In Jahaly angekommen, checkten wir als Erstes im Gästehaus ein. Olaf und ich wollten dort eine Nacht bleiben. Zu unserer Reisegruppe gehörte auch Kevin, ein Freiwilliger deutscher Krankenpfleger, der seine Zeit im Health Center Jahaly verbringen wollte.
Am Abend wurden wir von den jungen Angestellten zum Essen unter dem Bantaba (eine Art gemauerter Pavillion) eingeladen. Mit so viel Gastfreundschaft hatten wir nicht gerechnet. Wir aßen alle zusammen aus einer großen Schüssel: „Domuda“, ein Gericht aus Gemüse Fleisch und/oder Fisch und Erdusscreme, dazu Reis. Dieses Gericht konnte ich in all seinen Varianten noch mehrfach genießen.
Am nächsten Morgen besichtigten wir Health Center, Kindergarten, Kochstellen, Waschplätze, Wohnhäuser und Moringa Plantagen des Projekts und Olaf sorgte mit seiner Schulung wieder für Spaß und Freude bei der Händehygiene. Am späten Mittag traten wir die Rückreise nach Manjai an, diesmal entlang der Southbank. Ebou unser Projektfahrer brachte uns auch diesmal heil zurück. Er ist ein sehr aufmerksamer, sicherer Fahrer und immer wahnsinnig hilfsbereit! Während meiner Zeit in Gambia hat er mich noch so manches Mal von A nach B gebracht und auch sonst hatte er immer ein offenes Ohr für alle meine Fragen. Danke Ebou!
Zurück in Manjai lernte ich am Wochenende Heide kennen, eine rüstige Rentnerin, die in regelmäßigen Abständen ihr Patenkind in Gambia besucht. Auch sie arbeitete früher als Krankenschwester und kam so zu „Riverboat Doctors international e.V.“. Wir verstanden uns auf Anhieb. Bei einem ausgiebigen Strandspaziergang erzählte sie mir viele interessante Geschichten aus früheren RDI-Zeiten und unzähligen Erlebnissen im Health Center Buniadu. Sie hat mich auf so manche gute Idee gebracht und mich ermuntert, einfach anzupacken. Danke Heide!
Am Montag darauf musste ich mich von Olaf verabschieden. Gemeinsam mit Heide und ihrem Fahrer Ablei sind wir wieder mit der Fähre nach Barra übergesetzt. Diesmal ohne Wartezeit. Heide wollte sich das Health Center anschauen. Sie war vor einigen Jahren das letzte Mal dort und hat gestaunt, wie sich in der Zwischenzeit alles verändert hat. Nachdem sie am Nachmittag wieder abgereist war, konnte ich mich nun für die nächste Zeit in der Lodge einrichten. Inzwischen gab es auch neue Betten und Matratzen. Ich muss ehrlich gestehen, es war ein seltsames Gefühl, das erste Mal allein im Haus. Ich wusste, in nächster Zeit werde ich niemanden haben, mit dem ich mich mal so einfach auf Deutsch unterhalten kann, kein fließendes Wasser und Strom nur begrenzt. Aber ich habe es mir gleich zu Beginn gemütlich eingerichtet und es hat nicht lange gedauert, bis ich mein System gefunden hatte, unter solch einfachen Bedingungen zu leben. Wenn ich ehrlich bin, hat es mir an nichts gefehlt. Hier zurück in Deutschland, vermisse ich die Lodge in der wunderbaren Flusslandschaft sehr, genauso wie den gigantischen Sternenhimmel und den allabendlichen Plausch mit dem Nachtwächter!!!
Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker um 7.00 Uhr. Eigentlich nicht notwendig, denn der Nachtwächter klopfte jeden Morgen an die Tür und rief: “Good Morning, Caroline! How is the morning?“ Und erst wenn ich antwortete, dass der Morgen „fine“ ist, war er zufrieden und trottete nach Hause. Ich konnte mich immer auf die drei im Wechsel arbeitenden Securities verlassen und unbekümmert schlafen, während sie im Freien und nur mit einem kleinen Solarlicht, die Lodges die ganze Nacht über im Auge behielten. Auch sie standen mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Danke Pateh, Jamba und Lamin!
Mein morgendliches Frühstück bestand aus Knäckebrot mit Erdnussbutter und Banane, dazu ein großer Pott Kaffee! Knäcke, Kaffee und Filtertüten habe ich mir aus Deutschland mitgebracht. Den Luxus wollte ich mir gönnen. Bananen gibt es in Gambia zu Hauf und die Erdnussbutter dort ist die beste auf der ganzen Welt!
Anschließend schlüpfte ich in meine vertraute blaue Arbeitskluft aus Deutschland, bewaffnete mich mit Stift, Pupillenleuchte, Stethoskop, Englischbuch und Brille und machte mich auf ins Health Center. Mein erster richtiger Arbeitstag – ich war glücklich!
Nach ca. 10 Minuten Fußweg kam ich dort an und schon unterwegs wurde ich von mehreren Leuten mit freundlichen Worten begrüßt. Meine Kollegen im HC begrüßten mich ebenfalls sehr herzlich und ich hatte den Eindruck, sie waren ein wenig neugierig, wie ich denn so ticke. Ich hatte schon bei meinem ersten Besuch angekündigt, dass ich mich vorrangig im Verbandsraum aufhalten möchte. Dieses Arbeitsfeld erschien mir für mich am passendsten. Fatou, genannt Effo und ich haben uns auf Anhieb super verstanden, manchmal auch ohne Worte, wenn mir gelegentlich die englische Vokabel fehlte. Effo arbeitet sehr sauber und korrekt. Sie hat eine erfrischende Art mit den Patienten und vor allem mit Kindern umzugehen. Es fiel mir auf, dass die Menschen in Gambia eine andere Art haben, mit Schmerz und Krankheit umzugehen. Man macht da kein großes Tamtam, sondern nimmt es einfach hin. Ohne lokale Anästhesie werden Abszesse geöffnet und desinfiziert, schlimmste Verbrennungen, oft auch bei Kindern, gesäubert und verbunden. Selten gibt es dabei Geschrei, die Patienten sind einfach nur dankbar, dass ihnen geholfen wird. Ich bin fasziniert, welch gute Ergebnisse wir erzielen konnten. Allerdings möchte ich es hierbei nicht versäumen, allen Spendern für die vielen hilfreichen Verbandsmaterialien, Salben und Desinfektionsmittel, welche zum Teil in Gambia nicht erhältlich sind, herzlich im Namen aller Patienten zu danken. In meiner Zeit in Buniadu habe ich versucht, die Kollegen dort und besonders Effo, im Umgang mit speziellen Wundauflagen und Verbandstechniken vertraut zu machen und ich bin begeistert, mit welcher Freude und Wissbegier meine Vorschläge angenommen und umgesetzt wurden. Zukünftig wird Effo, als verantwortliche Schwester im Verbandsraum, hier auch das Bestellwesen übernehmen. Wir hoffen natürlich weiterhin auf entsprechende Spenden! Es ist ein so unglaublich schönes Gefühl, den Menschen dort mit den für uns so selbstverständlichen Mitteln zu helfen. Danke dafür!
Um kurz vor 11 ist es im HC Tradition, dass eine der Schwestern, von allen Kollegen Geld einsammelt und Tapalapas (eine Art Baguette mit allen erdenklichen Füllungen) besorgt. Manchmal kommt auch Effos Mutter vorbei und man kann sich sein Frühstück vor Ort kaufen. Um ca. 11.00 Uhr treffen sich dann alle zum gemeinsamen Lunch. Dazu gibt es noch einen sehr süßen Tee. Man bemerkte wohl, dass ich mit diesem Gebräu so meine Probleme hatte und deshalb füllte mir Rohey, eine der Schwestern, meine Portion Tee schon vor der Bezuckerung ab. Diese unglaubliche Sensibilität und Rücksicht ist mir in diesem Land immer wieder besonders aufgefallen.
Die Frühstückspause wird eingehalten, da gibt es nahezu keinen Hinderungsgrund. Die Patienten haben damit aber überhaupt kein Problem. Sie warten inzwischen geduldig und manchmal gesellen sie sich auch dazu. Faszinierend!
Nach der Pause geht es weiter. Nachmittags geht es meist ein wenig ruhiger zu. Um 15.30 Uhr schließt das HC. Giddo kontrolliert, ob alle Fenster und Türen geschlossen sind und verlässt als Letzter das Gelände.
Für mich war das dann immer die Zeit zum Solarlampen aufladen. Vier Stunden reichen genau, um genügend Licht für den späten Abend zu haben. Sobald ich an der Lodge erschien, kam auch schon Mama Kumba, gefolgt von ihren vielen Kindern. Sie hat mich oft bekocht mit typisch gambischen Gerichten. Auch sonst hat sie mich immerzu unterstützt, sei es beim Wäsche waschen oder Putzen, Feuer machen oder Sonstigem. Auch bei ihr hatte ich kein Verständigungsproblem, obwohl wir keine gemeinsame Sprache fanden. In meiner Zeit in Buniadu habe ich zu ihr und ihrer Familie ein recht inniges Verhältnis aufgebaut. Ich vermisse sie sehr und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen! Danke liebe Kumba!
Nach dem Abendessen nutzte ich die Zeit oft zum dokumentieren meiner Ideen und kommunizieren mit Familie, Freunden, dem Büro in Manjai und den Vereinskollegen in Deutschland. Meine mitgebrachten Bücher konnte ich in den drei Monaten bis auf ein halbes, ungelesen wieder mit nach Hause bringen. Dafür gab es beim besten Willen keine Zeit. Es gab fast keinen Abend, an dem ich nicht irgendwelche Besucher bei mir an der Lodge hatte. Und das war gut so. Ich hatte somit die Möglichkeit vollkommen in das Leben und die Gesellschaft Gambias einzutauchen.
In der zweiten Januarhälfte tauchte Angelika auf. Sie ist eine Fotografin aus London und hatte sich vorgenommen, eine Art Fotoreportage über die Arbeit von RDI in Gambia zu machen. Das Ergebnis kann man sich in ihrer Fotogallerie (www.angelikaberendt.com) anschauen.
Gemeinsam erlebten wir zehn aufregende Tage in Buniadu. Bei ihren Besuchen im HC, im Kindergarten und den Dorfbewohnern gelang es Angelika, viele eindrucksvolle Fotos zu machen. Darunter auch das Buschfeuer, welches uns in große Aufregung versetzte. Nur mit Hilfe einiger sehr hilfsbereiter Nachbarn, konnten wir Schaden an der Unterkunft verhindern.
Nach Angelikas Abreise konnte ich mich wieder ganz auf meine Arbeit als Krankenschwester konzentrieren. Langsam gewöhnte ich mich daran, mit einfachsten diagnostischen Mitteln auszukommen, auch wenn ich gelegentlich beinahe daran verzweifelt wäre. Es ist z.B. nicht mal einfach so möglich, bei größeren Verletzungen durch Unfälle jeglicher Art, ein Röntgenbild geschweige denn ein CT zu bekommen, um eventuelle Knochenbrüche oder Schlimmeres auszuschließen. Dafür müsste der Patient eine Halbtagesreise nach Banjul antreten und dabei auch noch mit der Fähre übersetzen. In Deutschland unvorstellbar! Dasselbe gilt für eine Laboranalyse. Glücklicherweise erlebte ich dies in nur zwei Fällen und mit gutem Ausgang. Jedoch beschäftigt mich dieses Problem jetzt noch oft in meinem Klinikalltag. Wie einfach ist es hier für mich, Patienten zu einer Röntgenuntersuchung anzumelden und beinahe täglich eine Routinekontrolle im Labor durchführen zu lassen. Ich hoffe sehr, dass es auch in Gambia bald möglich sein wird, solche diagnostischen Möglichkeiten auch in den ländlichen Bereichen bereitzustellen. Doch hierfür muss erst das Stromnetz weiter ausgebaut werden. Momentan findet man dies hauptsächlich im städtischen Gebiet um Banjul und teilweise auf der Südseite des Flusses.
Trotz der bescheidenen Möglichkeiten machte mir die Arbeit mit den Patienten großen Spaß und da ich hauptsächlich in der Wundversorgung aktiv war, baute sich zu so manchem Langzeitpatienten ein recht vertrautes Verhältnis auf. Gemeinsam freuten wir uns dann über kleine Erfolge und ganz nebenbei lernte ich auch ein paar einfache Floskeln der einheimischen Sprachen (Wolof, Mandinka und Fula).
Im Februar besuchte uns Matthias Ketteler von Project aid im HC und im Kindergarten. Gemeinsam mit ihm fuhr ich für einige Tage nach Manjai. Hier hatte ich die Möglichkeit, die Arbeit unseres Managements im Büro aus nächster Nähe kennenzulernen. Und endlich fand ich einen PC, um einige aufgestaute Sachen zu tippen und das ein oder andere E-Mail nach Deutschland zu schicken. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das Ding so wichtig ist!! Deshalb habe ich ihn ja auch daheim gelassen.
In Manjai lernte ich durch Matthias Ketteler, viele Gambier kennen, die uns vor Ort mit ihrer Hilfe unterstützen, sei es finanziell, materiell oder einfach nur mit den richtigen Kontakten. Ich bin beeindruckt von Matthias‘ Arbeit, seinem Engagement für „Project aid the Gambia“ und froh darüber, dass RDI mit Hilfe dieser Non Gouverment Organisation, HC und Kindergarten in Buniadu, weiter betreiben kann. Herzlichen Dank an Matthias Ketteler und sein Team in Gambia!
Mitte Februar konnte ich Ute Noherr begrüßen. Sie ist ebenfalls ein Mitglied von RDI und war schon zweimal in Buniadu. Auch sie konnte mir viele Geschichten aus früheren Zeiten erzählen. Sie interessierte sich hauptsächlich für den Kindergarten und hatte sich vorgenommen, das frisch renovierte Gebäude zu verschönern und alle Mitarbeiter mit neuen Uniformen auszustatten. Gemeinsam erlebten wir zwei sehr schöne Wochen. Wir bewohnten zusammen die Lodge, kochten sogar auf dem offenen Feuer weil uns ausgerechnet an einem Sonntag, das Gas für unseren Kocher ausging. Wir besuchten gemeinsam Utes „alte“ Freunde und erkundeten die wunderbaren Gärten der Dorfbewohner.
Ein Highlight war für uns jedoch der Besuch von Fatou Banja, einer Krankenschwester, spezialisiert auf Zahnbehandlungen. Gemeinsam mit Matthias und dem Management in Manjai hatten wir es geschafft, sie aus der Buschklinik Jahaly nach Buniadu zu bringen. Es erhielten alle Kindergartenkinder und Mitarbeiter eine kostenlose Zahnuntersuchung und nicht selten auch eine Behandlung. Fatou blieb hierfür drei Tage in Buniadu und wohnte gemeinsam mit uns in der Freiwilligenunterkunft am Fluss. Tagsüber waren wir im HC mit den vielen Patienten gut beschäftigt, am Abend jedoch, fanden wir noch genügend Zeit für interessante Gespräche unter dem Bantaba. Fatou ist eine begnadete Rednerin und somit erfuhr ich vieles über das Leben und die Gegebenheiten in Gambia. Danke Fatou!
Ende Februar fuhren Ute und ich wieder einmal nach Manjai um Mandy Günther, ebenfalls ein RDI Mitglied und außerdem eine Freundin und Arbeitskollegin in Deutschland, vom Flughafen in Banjul abzuholen. Als Begrüßungsüberraschung hatten wir einen Ausflug nach Janjan Bureh ins Buschcamp geplant. Wir erlebten dort ein spektakuläres Wochenende mit einer unvergesslichen Bootsfahrt auf dem Gambiariver. Wir konnten Affen aus nächster Nähe und Hippos aus der Ferne sehen und zwei Nächte unter freiem Himmel auf einem Boot übernachten. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, Urlaub zu haben. Ein gelungenes Mädelswochenende!
Nach Utes Abreise zogen wieder Handwerker in die Nachbarlodge ein. Der Müllverbrennungsofen des HC war schon recht in die Jahre gekommen und musste dringend renoviert werden. Außerdem gab es schon große Pläne für ein neues Angestelltenwohnhaus. Hierfür waren noch einige Vermessungen und Berechnungen der Handwerker von Nöten. Und ganz nebenbei wurde der Ofen neu verputzt und mit neu gefertigten Eisentüren bestückt. Giddo hatte die Aufgabe, diesen noch einige Tage lang zu wässern, damit der Putz bei den Temperaturen (ca. 40°C) nicht reißt. Doch nach einer Woche konnten wir ihn das erste Mal wieder benutzen. Danke Pap!
Die letzten Tage in Buniadu vergingen wie im Flug und mir wurde langsam ganz mulmig. Eigentlich hätte ich noch einige Zeit bleiben wollen. Die Menschen dort sind mir in diesen drei Monaten sehr ans Herz gewachsen. Ich bin nachhaltig beeindruckt, wie sie unter den so einfachen Bedingungen, scheinbar glücklich leben. Ich bewundere ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Sie haben immer ein Lächeln und ein paar freundliche Worte auf den Lippen und ich bin ihnen von Herzen dankbar, dass sie mich so selbstverständlich in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben.
Mandy und ich hatten zum Schluss noch ein paar Tage in Manjai geplant. Dort trafen wir auch wieder auf Kevin, den Freiwilligen von Jahaly. Gemeinsam mit ihm und der neu angereisten Praktikantin Lilith verbrachten wir einige schöne Abende. Es ergab sich beim Erfahrungsaustausch die ein oder andere Idee für die Zusammenarbeit der beiden Health Center und vielleicht lässt sich davon sogar etwas umsetzen…
Am 22.März war es dann soweit, ich musste mich nun verabschieden, jedoch stand fest, es wird ganz sicher bald ein Wiedersehen geben!
Ich hatte eine großartige Zeit in Gambia, mit vielen Erfahrungen, Eindrücken und Erkenntnissen. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mich bei diesem Vorhaben tatkräftig unterstützt haben, ganz besonders bei meiner Familie!
Aufenthalt in Buniadu vom 19.2.-7.3.2018 Bericht von Ute Noherr
Am Montag den 19.2.18 bin ich zum 3. Mal nach Gambia geflogen. Meine ersten Aufenthalte waren 2010 alleine und 2011 mit meinem Mann und 2 Freunden( siehe auch Bericht 4/2011) Es hat sich seither viel getan. Das Health Centre ist umgebaut und gefliest. Es wird jetzt von gambischen Krankenschwestern geleitet. Und der Kindergarten nebenan wird nun von RDI finanziert.
Es ist toll was hier alles geleistet wurde und es geht ja noch lange weiter. Denn es gibt immer neue Aufgaben zu bewältigen und die Bevölkerung ist RDI sehr dankbar für alles, das hört man immer wieder von den Menschen vor Ort. Da Caro Graf schon seit Jan. im Health Centre mitarbeitet , hatte ich diesmal die Aufgaben:
Die Angestellten mit neuer Arbeitskleidung auszustatten, sprich den Schneider zu bestellen, den Stoff zu kaufen etc. Im Kindergarten einen Mangobaum pflanzen, damit die Kinder Schatten bekommen , Den Kindergarten schön bemalen und schauen was noch fehlt. Am 2. Tag habe ich sogar ein bisschen unterrichtet, da Aminata (die Erzieherin) immer mit je 5 Kindern zur Dentistin ging um nach den Zähnen schauen zu lassen. Diese war an diesem Tag im Health Centre.
Es waren für mich neue Erfahrungen in Gambia etwas zu organisieren und einzukaufen. Das geht nicht so einfach wie in Deutschland. Vieles bekommt man nur auf der Südbank, das heißt man muss jedesmal mit der Fähre rüberfahren und das bedeutet manchmal stundenlanges Anstehen bis die nächste Fähre kommt.
Mit Hilfe von den Angestellten ging das alles aber sehr gut. Auch von den Angestellten im Büro der Projekthilfe in Manjai Kunda hatte ich große Unterstützung sei es beim Fahren oder beim Einkaufen.
Die Krankenschwestern freuen sich nun über neue Uniformen, das Kindergartenteam hat fleißig beim Anmalen des Kindergartens geholfen und Ismaela (ist im Elternrat und ist Gärtner) hat den Baum gepflanzt mit einer tollen einfachen Bewässerung (großer Kanister mit kleinem Loch drin).
Auch hat es mich sehr gefreut das Gibril (ein Junge der in Deutschland 2010 durch Hilfe von RDI am Knie operiert wurde und somit sein Bein behalten konnte) auch mitgeholfen hat und RDI immer noch sehr dankbar für die damalige Hilfe ist.
Mandy und ich haben dann noch die Inventur von den Medikamenten gemacht.
Meine alten Freunde habe ich besucht und viele neue sehr liebenswerte Menschen kennengelernt.
Ich arbeitete 2,5 Wochen mit Caro und 1 Woche noch mit Mandy zusammen. Wir waren ein super Team und haben uns gut verstanden und ergänzt.
Auch in unserer Freizeit hatten wir viel Spaß.
Schweren Herzens bin ich wieder nach Deutschland zurückgeflogen, denn es gibt noch viel zutun.
Die Erfahrungen dort prägen einen für lange Zeit und ich danke RDI e.V. das ich dort sein durfte.
Erfahrungsbericht November 2017
Im November 2017 waren wir, Sarah und Monika, zum ersten Mal im Kindergarten in Buniadu.
Dort sind ca. 76 Kinder, die aufgeteilt in 2 Gruppen von den Lehrerinnen Aminata und Aja mit großem Engagement unterrichtet werden.
Es gibt 2 Klassenzimmer mit Holzbänken und Tischen. In der Gruppe von Aja sind 52 3 -5 jährige Kinder, in der Gruppe von Aminata 24 Kinder 5-.6 Jahre alt. Die 3. Lehrerin Fatou ist derzeit noch im Mutterschutz, kam aber extra mit ihrem kleinen Baby an einem Tag angereist, um uns zu treffen.
Sarah übernahm die Aufgabe, das Materiallager und Lehrerzimmer mit einem großen Schrank und vielen Kartons gründlich aufzuräumen, auszusortieren und übersichtlich neu zu ordnen.
Ich unterstützte Aja mit den kleineren Kindern. Diese saßen oft zu dritt oder viert auf den kleinen Bänken von etwa 8 Uhr bis 13 Uhr…und die Kleinsten schliefen auch schon mal zwischendurch.
Es gibt eine Pause am Vormittag, wenn eine Frau aus dem Dorf mit Tapalapa ( lokales Brot mit warmer Füllung) kommt. Die Kinder bringen für das Pausenessen umgerechnet 6 -10 ct mit, aber auch das können nicht alle aufbringen. Einzelne hatten auch selbst etwas zu Essen dabei. Trinkwasser ist über den Brunnen vom Health Center verfügbar.
Das Schulkommittee hatte bereits einen weiteren Klassenraum mit traditionell geflochtenen Matten geplant, damit die Gruppe dann geteilt werden könnte. Wir sprachen mit Ismaela, dem Leiter des Schulkommittees zusammen über die Notwendigkeit. Und dann wurde das Dach und die Wände auch mit gemeinsamer Arbeit an einem Tag fertig gestellt, obwohl alle Erwachsenen eigentlich durch die Erntezeit sehr beschäftigt waren. Nun haben die Kinder eine Möglichkeit, dort im Schatten auf Matten zu sitzen und etwas zu spielen oder auch mal zu schlafen. Dies ist sehr gut, da es sonst keinen Schatten auf dem Schulhof gibt.
Überraschend für uns war, wie wenig die Kinder streiten. Sie haben in der Pause nur wenig Spielsachen, etwa 7 Roller und Dreiräder, 2 Bälle, 1 großes Springseil und 1 Schaukel, dennoch einigen sie sich fast immer selbst und wechseln sich ab. Sie spielen auch viel miteinander und die Größeren kümmern sich um die Kleinen. Sie sind ganz anders sozialisiert als wir das von Deutschland kennen. Wenn es doch mal Streit gibt, ist er schnell zu klären, selbst wenn man kein Mandinka spricht und sie noch kein Englisch verstehen.
Und es ist etwas Besonderes, wenn sie morgens fröhlich in ihren rot schwarzen Schuluniformen strahlend auf uns zustürmen, die Hand geben, knicksen und ganz erwartungsvoll: „Good morning, teacher“ sagen.
Sie singen und tanzen auch sehr gerne und besonders mögen sie es, wenn Aja ihnen mit dem neuen bunten Kuscheltier „Donkee“ eine Geschichte auf Mandinka erzählt.
Insgesamt hat es uns sehr beeindruckt, mit wieviel Motivation und Liebe die Lehrerinnen unter diesen Bedingungen mit den Kindern arbeiten und mit wie wenig die Kinder zufrieden sind. Der hohen Stellenwert von Bildung, das Engagement aller und ihre freundliche Bereitschaft, uns einen Einblick in ihr Leben und ihre vielfältige Arbeit in den großen Gärten zu geben, hat uns nachhaltig beeindruckt.
Monika Stöhr
Erfahrungsbericht 01.11-22.11.2017
Meine Reise nach Gambia war ziemlich spontan. Als ich erfuhr, dass eine Bekannte nach Gambia geht um dort einen Kindergarten zu streichen schloss ich mich spontan an. Es war gerade noch genug Zeit für alle Impfungen. Und dann ging es los.
In Gambia begrüßte uns sehr schönes Wetter. Da meine Koffer einige Tage später kamen blieben wir 2 Tage in Manjai. Hier wurden wir sehr freundlich willkommen geheißen. Dort versuchten wir zu helfen die vorhandenen Papiere der Mitarbeiter im Büro zu organisieren.
Als die Koffer dann da waren ging es mit der Fähre auf nach Buniadu. Die ursprüngliche Idee, die Wände zu streichen, wurde schon im Voraus abgeändert; da der Kindergarten von Grund auf renoviert werden soll. Darum sollten wir den Lehrer vor Ort helfen.
Der Kindergarten besteht aus 2 Klassen mit insgesamt ca. 80 Kindern. Während meine Reisebegleiterin Monika die Lehrerin der größeren Klasse unterstützte kümmerte ich mich um das Materiallager und das Lehrerbüro. Gleichzeitig suchten wir auch das Gespräch
Insgesamt waren wir knapp 2 Wochen in Buniadu und durften sehr viele schöne Erfahrungen machen. Besonders der Einsatz der Leute vor Ort hat mich persönlich sehr berührt! Beide Lehrerinnen machen ihre Arbeit wirklich aus Überzeugung und tun alles, um das Beste für die Kinder zu erreichen. mit den Mitarbeitern des health centers.
Berührt hat mich auch die Gemeinschaft des Dorfes vor Ort, die uns sehr herzlich begrüßte.
Dann, am Donnerstag der zweiten Woche, hat sich das Schulkomitee getroffen, um zusammen eine Art Klassenraum für die Kleinsten zu bauen. Am meisten beeindruckt hat mich eben diese Leidenschaft der Menschen für eine bessere Zukunft der Kinder. Dieses Dorfkomitee steht zu 100% hinter dem Kindergarten und besteht aus wirklich talentierten und zuverlässigen Leuten.
Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kulturen ist nicht immer einfach, aber in diesem Fall finde ich sie sehr gut. Natürlich gibt es überall hin und wieder Missverständnisse und Kommunikationsschwierigkeiten, aber diese sind unumgänglich.
Ich habe sehr großen Respekt vor der Arbeit die „Project Aid und „RDI“ vor Ort leisten und ich freue, mich ein Teil davon gewesen zu sein. Mit vielen interessanten Erfahrungen und genauso vielen neuen Freunden bin ich nun wieder zu Hause angekommen und hoffe dass die Unterstützung aller Organisationen vor Ort Gambia weiter voran bringen.
Sarah Häckel
Gambia Februar / März 2017
Also eins sei schon mal vorweggesagt:
Mein Plan, „einfach“ nach Gambia zu gehen wurde durch ein Zusammenspiel verschiedener Gegebenheiten schon vor Reiseantritt ziemlich kompliziert. Es kam letzten Endes alles ganz anders als geplant und trotzdem, oder gerade deswegen, wurde es zu einem meiner interessantesten, spannendsten und schönsten Erlebnisse in meinem Leben.
Ursprünglich war ich „nur“ ein Vereinsmitglied der Riverboat Doctors International e.V.(RDI) und mein Plan war es, eben diesem Verein angehöriges Health Center (HC) in Buniadu im Januar zu besuchen. Allerdings änderte sich die Situation des Vereins im November 2016 schlagartig, als klar wurde, dass das deutsche Ehepaar, welches das HC bis dahin seit 2007 geführt hatte, aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückkehren musste und auch die Arbeit in Gambia nicht wieder aufnehmen würde. RDI e.V. stand nun vor einem großen Problem, da es niemanden gab, der das HC vor Ort leitete und das es wurde vorerst geschlossen.
Für mich hieß das damit: Meine langersehnte und geplante Reise ist erstmal gekanzelt! Ich konnte gar nicht glauben, dass ausgerechnet jetzt das HC nach Jahren der Arbeit einfach schließt …Ich war wirklich betrübt und sah mich schon den ganzen langen Winter in Deutschland meinem Trott nachgehen.
Wie ihr vielleicht durch Newsletter oder Internet erfahren habt, kam es aber doch ganz anders. Die RDI e.V.haben sich an die Projekthilfe Gambia e.V. (PHG) gewandt und Unterstützung angefragt, damit das HC in Buniadu weiterhin geführt werden kann. Ab Februar 2017 übernimmt die PHG e.V.nun Management und Verwaltung des HC, vorerst für die nächsten sechs Monate.
Für mich hieß das Aufatmen und Jubeln, denn so konnte meine Reise doch stattfinden. Da hatte ich allerdings meine Rechnung ohne (Ex-) Präsident Jammeh gemacht.
Geplant war mein Flug für den 15.01.17 und ich verfolgte nun schon seit geraumer Zeit alle Nachrichten um mich auf dem Laufenden zu halten. Als nun am 1. Dezember 2016 Jammeh abgewählt wurde dachte ich, wie wohl auch der Großteil der Gambier, man könne aufatmen und alles wird seinen friedlichen Gang nehmen. Tja, zu früh gefreut. Jammeh erkannte das Wahlergebnis nicht an und Mitte Januar wurde sogar der Notstand von ihm ausgerufen. Touristen wurden aus dem Land geflogen und ich sah meine Reise erneut von höherer Gewalt bedroht…
Was macht man in so einer Situation? Meine Familie und Freunde rieten mir davon ab nach Gambia zu fliegen. Auch wenn es weiterhin friedlich verlaufen sollte. Ihnen war das alles zu heikel. Und es stimmt, das ist Afrika- nicht Europa. Immerhin herrschte hier noch ein Diktator. Trotzdem konnte ich mich nicht mit der Situation abfinden und buchte meinen Flug auf Anfang Februar um.
Regelmäßig stand ich mit Dr. Markus Schopp (zweiter Vorsitzender RDI) und Matthias Ketteler (Gründungs- und Vorstandsmitglied PHG) in Kontakt, um weiteres Vorgehen zu besprechen. Als Jammeh nun am 21.01.2016 ins Exil floh, war das für mich der Startschuss. Zum Glück lief es in Gambia recht friedlich ab und größere Ausschreitungen kamen nicht zustande.
Der neue Plan nun also:
Erst ein paar Wochen in das HC Jahally, um die Arbeit der „Projekthilfe Gambia e.V. „ kennenzulernen und mit den Strukturen und der Organisation („Bürokratie“) vertraut zu werden.. Mit dem gewonnen Wissen sollte es dann weiter gehen nach Buniadu, in das HC der RDI e.V.
Auf Nach Gambia
Gesagt, getan. Am 6. Februar sitze ich dann tatsächlich im Flieger nach Banjul.
Auch ich wurde von dem Projektmanager Famara Fatty herzlich begrüßt und vom Flughafen zu dem Gelände in Manjai Kunda gebracht.
Ich war die ganze Fahrt über einfach nur überwältigt – von der Wärme, dem ganzen Sand auf und um die Straßen herum, den vielen bunten Gewändern und einfach der ganzen Dynamik des Lebens auf den Straßen von Gambia!
Mit diesen ersten Eindrücken ging`s dann in das ruhige Gästehaus in Manjai. Hier gibt es alles was man braucht, es gibt fließend Wasser und Strom, Wasserkocher, Kühlschrank und Gasherd. Die Betten haben Moskitonetze und auch Wlan Zugang war möglich (Über Mr. Fatty habe ich mir am nächsten Tag eine afrikanische SimCard besorgt).
Los geht`s nach Jahally
Zwei Tage später mache ich mich zusammen mit dem Fahrer des JahallyHC`s und dem Ambulanz-Wagen auf nach Jahally. Wir fahren durch ellenlange Gras- und Palmenlandschaften und nur die geteerte Straße lässt erahnen, dass hier irgendwo Leben herrschen muss. Und so war es auch: Plötzlich und unerwartet kommen wir an sehr belebten Dörfern vorbei die uns durch große Menschenaufläufe fahren lassen, welche sich über die ganze Straße verteilen und uns im Schritttempo fahren lassen. Es ist interessant das ganze Treiben zu beobachten: Ziegen und Kühe die auf Autodächern transportiert werden, Eselskarren, die alles Mögliche von A nach B bringen (angebundene Hühner, Holz, diverse Lebensmittel oder einfach Menschen als Passagiere) und zahlreiche Shops, die ihre Ware anbieten. Als weiße werde ich natürlich direkt erkannt und mit winkenden Händen und dem so typischen Wort „Tubaab“ begrüßt. Alle Menschen hier strahlen eine unheimlich fröhliche und positive Lebensenergie aus- die auch gerne über die ärmlichen und zum Teil katastrophalen Lebensumstände hinweg täuschen lässt.
Außerdem ungewöhnlich für Besucher wie mich aus dem Ausland sind die regelmäßigen Stops durch Polizei- und Militärkontrollen. Grimmige Gesichter schauen einen an, doch mit einem netten: Hi, how are you? Lockert sich die Stimmung direkt auf und man bekommt auch hier meist ein Lächeln geschenkt.
Nach ca. 4 Stunden erreichen wir das Jahally HC.
Ich werde herzlich von Musukuta „ Musu“ Baba, examinierte Krankenschwester und Leiterin der Klinik empfangen und in das Gästehaus gebracht. Ich bin überrascht von der Sauberkeit des Geländes und meiner Unterbringung (wie ich später noch herausfinden werde, einer sehr komfortablen Unterbringung). Da ich zzt. die einzige Volunteer bin, habe ich jede Menge Platz! Den brauche ich aber auch, denn kurz nach meiner Ankunft werde ich von zahlreichen Kids begrüßt. Alle sind ganz neugierig wer denn da nun angereist sei und die Kinder vermitteln mir direkt ein Gefühl von Willkommen und Angenommen sein.
Auch hier gibt es fließendes Wasser und Strom, in der Regel 24 Stunden am Tag, kleinere Ausfälle können vorkommen, sind aber meist schnell wieder behoben. Das Wasser hier lässt sich problemlos trinken und soll sogar eine bessere Qualität haben als das deutsche Trinkwasser. Jedenfalls hatte ich nie irgendwelche Beschwerden. Es gibt aber auch Trinkwasser in Flaschen kaufen. Außerdem gibt es einen Gas Herd in der Küche und auch Pfannen, Töpfe und Besteck. Man kann sich hier also jederzeit auch selber versorgen, wenn man dann doch einmal etwas anderes essen möchte als Reis. Die Betten haben Moskitonetze und in jedem Zimmer gibt es Regale zum Lagern seiner Sachen.
Am nächsten Tag arbeite ich mit Musu in der Sprechstunde (Consultation). Anders als in Deutschland wird die Buschklinik von einer Krankenschwestern geleitet. Ärzte arbeiten eigentlich nur in den Krankenhäusern und führen die Operationen durch.
Arbeitsbeginn ist eigentlich 8:00 morgens, doch es kann manchmal auch 8:30 werden, wenn das Reinigungspersonal noch mit dem Putzen beschäftigt ist. Sowieso scheint hier alles einfach stressfreier zu laufen als von zuhause gewohnt. Es ist immer Zeit für ein nettes Gespräch, Anrufe werden auch während der Arbeitszeit entgegengenommen und wenn Zeit für breakfast ist, lässt man sich das auch trotz großem Patientenauflauf nicht nehmen (gegen 10:30/ 11:00, meist Baguette mit diversen Belägen (Tapalapa) mit z.B. einer Art Sauce aus Zwiebeln, Tomaten, Nudeln und Kartoffeln oder auch einfach nur mit Schokoladencreme oder Mayo). Hier muss man sich also dementsprechend in Geduld üben, denn „sofort“ ist oftmals gleichzusetzen mit „später“.
Die Behandlung kann man sich wie in einer Hausarztpraxis vorstellen. Die Patienten werden von der Aufnahme (Registration) in die Sprechstundenzimmer geschickt. Dort wird nach den Beschwerden gefragt, dementsprechend behandelt und Medikamente verschrieben. Täglich werden um die 150 Patienten versorgt.
Zu meiner Verwunderung gibt es wenig körperliche Untersuchungen. Meist wird die Diagnose durch das Patientengespräch oder eine Laboruntersuchung gestellt. Man darf natürlich nicht vergessen, und das ist gleichzeitig das, was mich so fasziniert hat- es gibt hier keine Gerätschaften zum diagnostizieren! Keine Computer um Patientendaten einzutragen oder um seine „Vermutung“ zu überprüfen. Das, auf was man sich hier verlässt, sind seine erlernten Fähigkeiten und die Kausalitäten des menschlichen Seins. Dies hat natürlich sowohl positive als auch negative Aspekte- denn ganz ohne Gerätschaften ist eine adäquate Behandlung nicht immer möglich, allerdings kann eine nur mit Gerätschaften gestellte Diagnose eine zu einseitige Sicht auf die Erkrankung ergeben.
In dem Arbeitsbereich der Apotheke (pharmacy) verbringe ich, wie in der Sprechstunde, eine Woche. Hier werden täglich gängige Medikamente zur Ausgabe an die Patienten vorbereitet und in Medizintüten verpackt, um einen schnellen und reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Die täglich benötigten Medikamente werden aus dem Lagerraum des HC (Store) täglich in die Apotheke gebracht.
Nach abgeschlossener Behandlung erhalten die Patienten ihr Rezept und können die verordneten Medikamente in der Apotheke einlösen.
Auch hier bleibt immer Zeit für ein Gespräch mit Patienten oder Freunden, die einfach mal „Guten Morgen“ sagen wollen. Jeder, der gerade anwesend ist, bringt sich mit in das Gespräch ein. Das gehört einfach wie selbstverständlich dazu, scheint niemanden zu stören und spiegelt die unglaubliche Gelassenheit dieses Landes und die sozialen Strukturen wieder.
Die letzten paar Tage verbringe ich im Ward, der sogenannten Station. Der Servicegedanke ist hier in Gambia nicht weit verbreitet, somit lautet die Devise eher: Wenn du eine Behandlung haben willst, dann beuge dich ihr! Klingt hart und ist es auf irgendeine Art auch. Die Menschen hier kennen keine warmen Mahlzeiten, die vom Personal ans Bett gebracht werden oder die überall etablierten Kaffeerunden aus deutschen Krankenhäusern. Auch Octanisept (ein Schleimhautdesinfektionsmittel ohne Alkohol, welches auf offenen Wunden/Schleimhäuten nicht brennt) ist hier unbekannt. Somit wird dieWundbehandlung (meist Verbrennungen oder Ulcera durch Würmer) mit Standard Desinfektionsmittel behandelt. Brennt höllisch, aber die Patienten geben während der Behandlung meist keinen Mucks von sich. Sie scheinen einfach froh zu sein, dass ihnen geholfen werden kann. Überhaupt scheint es hier nicht üblich zu sein, sein Leiden nach außen hin zu zeigen. Daher kommen viele Patienten erst mit sehr fortgeschrittener Erkrankung (sei es Wunden oder auch der körperliche Allgemeinzustand) in die Gesundheitsstation. Während der Sprechstunde versuchen die Schwestern die Menschen dafür zu sensibilisieren, früher in die Gesundheitszentren zu gehen und klären sie außerdem über, für uns selbstverständliche, Hygiene- und Selbstpflegemaßnahmen auf.
Die stationären Patienten müssen morgens alle erstmal aus ihren Betten raus und die Station verlassen, damit das Reinigungspersonal freie Bahn hat. Auch das wäre in Deutschland undenkbar. Die Hygienischen Zustände hier auf dem ganzen Gelände haben mich positiv überrascht, umso mehr nachdem ich schon die Zustände in umliegenden Krankenhäusern gesehen hatte.
Gewaschen wird sich selbst oder mit Hilfe von Angehörigen. Diese sind auch für die Verpflegung zuständig.
Betten beziehen wenn das Laken kleiner ist als die Matratze(dann muss man schon mal die Matratze „platt liegen“)
Trotzdem überwiegt immer die fröhliche und scheinbar ausgeglichene Stimmung. Die Menschen hier, Personal als auch Patienten, haben immer ein Lächeln für einen übrig und eigentlich kommt es mir so vor wie in einer großen Familie, denn jeder darf immer und zu allem etwas sagen. Und das wird auch getan, was ich sehr amüsant finde. Diskussionen unter vier Augen sind hier eher die Seltenheit.
Es dauerte etwas bis ich mit den Menschen hier in engeren Kontakt kam, da man sich natürlich a) aneinander gewöhnen muss und b) viel Eigeninitiative bzw. Interesse erforderlich ist. Ich habe mich einfach eingelassen, mitten rein geschmissen und mitziehen lassen von dem Leben auf dem Gelände.
Ansonsten, wie schon in vorherigen Berichten oft beschrieben, sitzt man nach der Arbeit oft in Grüppchen zusammen und dann ist es immer laut und ein heilloses Durcheinander. Meist trennen sich Männer und Frauen nach getaner Arbeit, zwischendurch sitzen aber auch alle wieder zusammen. Man trinkt Ataya- Tee, plaudert und lacht gemeinsam oder hilft bei den täglichen Verrichtungen. Ich hatte viele Bücher mit und trotz des „nicht vorhandenen“ Freizeitangebotes kam ich nicht zum Lesen. Ich war öfter mit den Mädels unterwegs zu Zeremonien, Programmen oder dem Markt in Brikama Ba, machte Ausflüge zu den Reisfeldern (am Fluss ist es wunderschön), half beim Kochen mit (gibt Muckis in den Armen) oder machte andere kleinere Trips z.B. nach Janjanbureh. Es findet sich eigentlich immer jemand, der einen gerne begleitet.
Und wenn nicht explizit gewünscht wird man auch nicht alleine sein in der „Jahally Familie“!
Alle Leute hier sind stets hilfsbereit und bemüht darum, dass man sich wohl fühlt. Auch das gemeinsame Essen bietet gute Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme. Außerdem ist es spaßig, denn wer versucht mit den Händen zu essen, so wie es für die Menschen hier üblich ist, wird schnell feststellen, dass es gar nicht so einfach ist. Das hat hin und wieder für einige Lacher seitens der Afrikaner gesorgt. Genauso wie das Waschen der Wäsche. In Gambia geht nichts „einfach“. Irgendwie ist alles mit körperlicher Anstrengung verbunden und so gerne ich neues ausprobiere und mitmache- ich vermisse meine Waschmaschine in Deutschland!
In der dritten Woche kommen Matthias Ketteler, Uflert Engelkes, Famara Fatty und Mamadi Baldeh vorbei. Jetzt liegt direkt eine Wolke der „deutschen Arbeitsattitüde“ in der Luft und ich habe das Gefühl, alles läuft plötzlich ein wenig schneller. Die Vorständler drehen Drohnenvideos für die Webseite und halten Meetings mit dem Personal ab und schauen sich die Moringa Plantagen an. Auch das Dorfkomitee aus Buniadu (das ist quasi ein Rat der ältesten, welcher Entscheidungen für das gesamte Dorf trifft), kommt vorbei, um sich das Jahally Projekt anzuschauen und einige Dinge für die weitere Arbeit in Buniadu zu besprechen. Z.zt. befinden sich zwei Hilfskrankenschwestern von dem HC in Buniadu vor Ort um Erfahrungen zu sammeln und administrative Abläufe kennenzulernen, welche dann später in Buniadu angewendet werden sollen. Der Plan ist, auch das HC von RDI e.V. zukünftig mit dem gleichen organisatorischen und administrativen System arbeiten zu lassen.
Mamadi und ich machen Inventur der gesamten Medikamente und mit allen zusammen werden organisatorische und administrative Dinge, sowie der weitere Ablauf besprochen.
Wieder zurück nach Manjai
Nach weiteren zwei Tagen machen wir uns nun gemeinsam auf den Weg zurück nach Manjai. Dort verbringe ich eine weitere Woche mit Matthias, Ulfert, Famara und seinem Team. Auch hier ist unsere Woche dicht verplant mit Terminen, es gibt immer was zu tun!
Am Abend treffen wir uns mit Charley M´bye, Besitzer einer Elektriker Firma, Freund und Unterstützer der Projekthilfe. Mit ihm wird über die Situation der HC im Land gesprochen und der morgige Besuch bei der neuen Gesundheitsministerin vorbereitet.
Das erste Mal seit Wochen esse ich Pasta! Und nach 3 Wochen Reis ist das wirklich ein Gaumenschmaus!
Am nächsten Morgen fahren wir zu Herve Zongo, Präsident von mehreren Lions-Clubs in Westafrika. Es geht um eine Unterstützung durch den Lions- Club in Banjul, um möglichst viele ländliche Gesundheitszentren Gambias zu renovieren.
Auch über die aktuelle Situation des HC in Buniadu von RDI e.V. wird gesprochen. Durch die neue Kooperation zwischen RDI e.V. und der Projekthilfe Gambia e.V. soll es auch in Buniadu Renovierungs- und Umbaumaßnahmen geben, für die noch Sponsoren und Partner gebraucht werden. Herve Zongo will uns an eine Zementfirma vermitteln, welche auf der Suche nach seriösen Partnern für ein Teambuilding- Projekt ist. Wie auch in Deutschland geht hier nichts ohne Kontakte und Vitamin B. Ich freue mich über diese Neuigkeiten, wenn auch noch nichts davon spruchreif ist.
Direkt im Anschluss geht es zum Antrittsbesuch bei der neuen Gesundheitsministerin, Saffie Lowe Ceesay. Hier betont Matthias Ketteler die Wichtigkeit der Arbeit des Gesundheitsministeriums und bietet Unterstützung und Hilfe durch die Projekthilfe Gambia an. Allerdings sind durch die veränderte politische Situation auch im Gesundheitsministerium viele Dinge noch im Aufbau und in der Umstrukturierung.
Zum Schluss wird die Übergabe von medizinischen Geräten angeboten, die in Manjai Kunda lagern und direkt ein Treffen für den nächsten Tag vereinbart. Anders als das Klischee können auch in Afrika Termine abgesprochen, eingehalten und –manchmal ganz schnell umgesetzt werden.
Zurück im Büro in Manjai Kunda, sortieren und begutachten wir die medizinischen Geräte, unter anderem EKG- und Sono-Geräte, Oxymeter, ein Reanimationsgerät, Rollstühle, Unterarm-Gehstützen und Röntgenbildbetrachter. Alles wird gereinigt und für die Abholung vorbereitet.
Am Morgen darauf wird es trubelig, denn der stellvertretende Staatssekretär und der technische Leiter des Gesundheitsministeriums rücken mit einer Brigade an, um die Gerätschaften abzuholen. Es wird eine kurze Rede gehalten und Dank für die Unterstützung ausgesprochen, und auch Famara Fatty sagt noch ein paar Worte. Dann laden viele Helfer alles ziemlich zügig auf einen LKW und schon sind auch alle wieder weg. Ulfert Engelkes filmt die kurze Übergabe- Zeremonie, um das Material später dem gambischen Fernsehen zur Ausstrahlung zur Verfügung zu stellen. Außerdem verfasst er eine Pressemitteilung für die Zeitungen
Ich bin überrascht, wieviel eigentlich in so einer kurzen Zeit passieren kann und stolz, ein Teil davon sein zu dürfen. Ich lerne viele unterschiedliche Menschen und ihre Kultur kennen und habe das Gefühl, richtig in das Leben in Gambia einzutauchen.
Nun gönne ich mir etwas Freizeit und Touri-dasein und fahre zum Albert Market in Banjul.
Hier bin ich für viele einfach ein weißer Tourist und vermutlich ein laufender Dalasi- Schein. Natürlich auch mit recht, denn jeder hier muss seinen Unterhalt verdienen. Ein soziales Absicherungssystem wie in Deutschland gibt es hier nicht. Verkaufst du nichts, kannst du deine Familie nicht versorgen. Durch die angespannte politische Situation haben viele Touristen das Land verlassen oder sind gar nicht erst hier her gekommen.
Auf dem Markt gibt es alles zu kaufen- Lebensmittel, die in der prallen Sonne lagern und mit Fliegen bedeckt sind, Anziehsachen und Schuhe, tägliche Gebrauchsgegenstände und Elektrogeräte, Holzartikel, Schmuck, einfach allerlei Krimskrams.
Am liebsten hätte jeder auf dem Markt, dass ich etwas an seinem Stand kaufe. Versuche zu erklären, dass das nicht möglich ist, verdampfen wie heiße Luft. Also heißt es falschen und verhandeln, natürlich nicht mit einem Ladenbesitzer sondern meist mit zweien oder dreien, um dann das beste Angebot gewinnen lassen. Bei einem Ladenbesitzer habe ich sogar anstatt mit Dalasi mit Tabak bezahlt. Auch hier ist die Devise: Alles ist möglich!
Trotz der ganzen Belagerung habe ich mich zu keiner Zeit unsicher oder bedroht gefühlt. Ich hatte durchweg mit freundlichen Menschen zu tun und wenn ich in bestimmtem Ton gesagt habe, dass ich nichts kaufen möchte, wurde ich auch in Ruhe gelassen.
Allerdings habe ich mir meist die Zeit genommen, die üblichen Floskeln zu beantworten: Hi, how are u? Where are you from? Is it your first time in The Gambia?
Ach so, Geld abheben mit der EC-Karte – ich bin bei der Sparkasse, ist auch möglich. Ich habe zwar 5 verschiedene ATM (Geldautomaten) ausprobieren müssen bevor es klappte, aber letzten Endes habe ich Geld bekommen.
Im Gegensatz zu Jahally bleiben in Banjul keine Wünsche offen, so gut wie alles ist verfügbar, wenn auch etwas teurer (aber für unsere Verhältnisse weiterhin günstig).
Mit vollen Taschen fahre ich dann mit dem Taxi wieder zurück nach Manjai. Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten, schätze ich.
Während ich beim Shoppen war, haben Matthias Ketteler und Ulfert Engelkes diverse andere Dinge erledigt. Besuch der Stop-Step Apotheke, die die Medikamente von nun an für beide HC liefern wird, Abholung des Krankenwagens für Buniadu, Treffen mit dem regionalen Lions-Club „Banjul-Kairo“.
Am nächsten Tag erwarteten wir Markus Schopp (2. Vorsitzender RDI e.V.)und Guido Mandilaras (Kinderarzt, Mitglied bei RDI e.V. und Ärztecamp International e.V.- ÄCI). Nach einem Update über die vergangenen Tage ging es auch schon direkt weiter. Wir haben uns mit Dr. Hassan Azadeh getroffen, ein Iraner, der in Deutschland studiert hat und daher auch auch deutsch spricht. Dr. Azadeh, ein Freund der Projekthilfe,wohnt seit knapp 20 Jahren in Gambia und hat hier in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet. Zurzeit ist er medizinischer Direktor in einem Privatkrankenhaus in Brusubi.
Da das HC in Buniadu noch bis Ende letzten Jahres unter deutscher Leitung arbeitete, gibt es dort noch einige Medikamente aus Deutschland. Nach Durchsicht können diese an Dr. Azadeh übergeben werden, denn er kann sie für die Behandlung seiner Patienten gut verwenden.
Weiter geht`s mit der Inventur der gekauften Medikamente für Buniadu. Sie werden schließlich im RDI-Ambulanzwagen verstaut, um für den Transport morgen startklar zu sein.
Anschließend gab es ein Meeting beim Mittagessen, um sich abzusprechen und dem Projekthilfe-Büroteam mitzuteilen, was in der nächsten Zeit für Buniadu und Jahally erledigt werden muss.
Es ist Sonntag und somit der letzte Tag in Gambia für Ulfert und Matthias. Sie fliegen in der Nacht zu Montag zurück nach Deutschland. Für uns anderen dreien, also Markus, Guido und mich – ist es vorerst der letzte Tag in Manjai Kunda.
Somit geht eine Woche voller Arbeit, Spaß und jeder Menge neuer Eindrücke und Kontakte zu Ende und öffnet die Türen für das HC in Buniadu.
Auf nach Buniadu
Um 6:00 werden wir am Montagmorgen von dem Fahrer Abdoulie abgeholt und brechen mit dem Krankenwagen auf zum Hafen von Banjul.
Auch das ist wieder ein Erlebnis pur. Es herrscht überall reges Treiben und jeder, der hier ist, möchte mit der ersten Fähre mitfahren.
Wissen muss man, dass es eigentlich zwei Fähren, gibt die fahren. Oft ist aber nur eine Fähre, die hier herrschtund somit kann es auch schon mal passieren, dass ein Auto von ganz hinten aus der Reihe plötzlich an dir vorbeizieht und als erstes auf die Fähre aufgeladen wird. Tja, da guckt man dann nur blöd -und ansonsten ist Geduld angesagt. Oder der Kontakt zu den richtigen Leuten und ein paar Scheinen in der Hand.
Jedenfalls haben wir Glück, denn Krankenwagen werden in der Regel vorrangig behandelt und wir bekommen direkt beim ersten Versuch einen Platz auf der Fähre. Das Beladen der Fähre erinnert mich an das altbekannte Spiel „Tetris“ – Sicherheitsmaßnahmen wie in Deutschland gibt es nicht. Das Motto lautet: Soviele Autos wie geht auf die Fähre packen und Lücken möglichst vermeiden!
Nach gut 45 Minuten erreichen wird das Nordufer – Herzlich willkommen in Barra!
Das Ausladen der Fähre ist wieder ein Ereignis für sich, Fußgänger und Autos bewegen sich kreuz und quer und überall und blockieren so die schmale Straße aus dem Hafengelände heraus. An den Seiten geparkt warten schon die LKW und Autos, um mit der Fähre zurück nach Banjul überzusetzen..
In Barra wird man direkt von “Taxi Taxi“ -Rufen begrüßt und bekommt von Frauen mit Tabletts auf dem Kopf Eis -erinnert an Wassereis, nur viel süßer und wird in Plastiktüten „serviert“-, diverses Gebäck, Nüsse und ähnliches, angeboten. In den Shops gibt es auch so gut wie alles zu kaufen, vor allem natürlich Tapalapa Brot.
Nach ca. 20 Minuten kommen wir im HC Buniadu an. Die Menschen hier freuen sich uns zu sehen und begrüßen uns freundlich!
Natürlich gibt es auch hier eine gewisse anfängliche Distanz, schließlich sind wir Fremde, aber ich bin erneut überrascht von dem Empfinden, angenommen zu werden. Es liegt einfach ein grundlegendes Gefühl von Willkommensein in der Luft!
Nach einem kurzen Rundgang durch das Gesundheitszentrum versammeln wir uns mit dem Team und besprechen grob den Ablauf für die nächsten Tage. Durch die komplette Neu-Strukturierung steht viel Arbeit an. Es werden nochmals die Zuständigkeiten geklärt und die Zusammenarbeit mit der PHG besprochen.
Das HC verfügt nur über eine kleine Solaranlage. Diese sorgt für Strom im HC und betreibt die Wasserpumpe, durch die das HC mit fließendem Wasser versorgt werden kann. Die tägliche Reinigung der Solarpaneele ist demnach Pflicht, denn sonst geht nichts im HC! Auch bei Ankunft hatten wir kein fließendes Wasser und somit wurde ein Mitarbeiter bestimmt, der die Reinigung der Paneele von nun an übernimmt.
Neben den HC stehen drei große Schiffscontainer die ausgeräumt werden müssen, die neuen Medikamente müssen einsortiert werden und das Personal dahingehend geschult werden, die neuen Medikamente kennenzulernen. Außerdem soll das Dokumentationssystem, welches in Jahally genutzt wird für store, pharmacy, consultation und registration weiter in den Arbeitsalltag hier integriert werden. Seit dem 1.Februar 2017 ist das HC in Buniadu wieder geöffnet und das Team hat schon angefangen, sich in das neue System einzuarbeiten. Um diese Einarbeitung sicherzustellen, wurden -wie bereits erwähnt- zwei Hilfskrankenschwestern aus Buniadu für drei Wochen zur Buschklinik geschickt, um dort mitzuarbeiten. Sobald die zurück sind, gehen die nächsten zwei Mitarbeiter/innen nach Jahally, um das System dort kennenzulernen.
Hier in Buniadu ist es übersichtlicher als in Jahally, da die Gesundheitsstation viel kleiner ist und alles in nur einem einzigen Gebäude stattfindet.
Los geht es also mit der Sichtung des Medikamentenbestandes, dem Aussortieren der deutschen Medikamente und den auch sonst nicht benötigten Materialen aus dem Lagerraum sowie der Zusammenstellung alter und neuer Medikamente in eine einheitliche Inventurliste.
Bei 30 Grad im Schatten in einem Raum ohne Fenster auch eine Herausforderung. Zum Glück haben wir einen Ventilator, der uns zumindest das Gefühl von Abkühlung vermittelt.
Danach geht es „nach hause“.
Das Gästehaus liegt ca. 10 Gehminuten vom HC entfernt. Es befindet sich auf einem Grundstück auf dem noch ein paar weitere Häuser stehen. Neben dem Gästehaus wohnt die Klinikleiterin Und Hebamme Ramatoulie Saidykahn mit ihrem fünf Monate alten Sohn Salifu und ihrer Großmutter. Schräg gegenüber wohnt Mama Kumba mit ihrem Mann und ihren Kindern. Direkt vorne auf dem Grundstück wohnt einer der Hilfskrankenpfleger, Ismaela, mit seiner Familie. Die anderen Häuser stehen leer und sehen ziemlich heruntergekommen aus.
Wir werden von Mama Kumba mit Essen begrüßt. Für ca.100 Dalasi pro Person, das sind etwa 2 Euro, kocht sie für uns und auch gleichzeitig für ihre Familie. Die Familie hat z.Zt. kein regelmäßiges Einkommen. Das Essen von Mama Kumba ist typisch gambisch: Fleisch oder Fisch mit Reis oder Kartoffeln. Im Gegensatz zu der „Küche“ in Jahally wird hier meist mit ziemlich viel Öl gekocht – oder besser gesagt: eigentlich besteht hier alles aus Öl. Trotzdem schmeckt es mir. Naja, was Essen angeht bin sowieso eher ich pflegeleicht und offen für Neues. Auch das Wasser aus dem „trinkwasserzertifizierten“ Brunnen lässt sich problemlos trinken.
Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied zwischen den Unterbringungen in Jahally und Buniadu: Wasser und Strom!
Im Gästehaus in Buniadu gibt es weder Strom noch fließend Wasser! Trotzdem finde ich es komfortabel und hat einen süßen Charme.
Wer also sein Handy aufladen will, sollte dies tagsüber im HC tun (der Internetempfang ist hier allerdings kaum erwähnenswert und eine Whatsapp zu verschicken kann je nach Standort schon eine Geduldsprobe sein…)
Wasser wird im HC in Kanister gefüllt und dann mit dem Ambulanz Wagen oder per Eselskutsche in die Unterkünfte gebracht!
Das ist dann Wasser zum Trinken, Kochen, Duschen und für die Toilettengänge. Da es keinen Strom gibt, gibt es auch keinen Kühlschrank! Freut euch auf Zimmertemperatur erwärmte Getränke 😉
Zum Duschen ist das Wasser dann aber wieder wohl temperiert.
Wie ich bereits erwähnte, geht hier in Gambia eigentlich nichts „mal eben“. Alles braucht Zeit oder körperliche Anstrengung. Duschen funktioniert also wie folgt:
Man bringe den großen 10 L/ 20L Kanister ins Badezimmer und fülle dann damit einen Eimer mit Wasser. In dem Eimer befindet sich eine Art Schüssel, bzw. eine Dose ohne Deckel. Diese ist dann der Duschkopf. Und los geht`s! Ich hatte noch einen Waschlappen dabei, hatte ich bis dahin noch nie benutzt, erschien mir aber nun sehr hilfreich!
Kochen oder Kaffe zubereiten kann man sich dank Gasherd aber auch hier. Töpfe und Besteck sind vorhanden. Es gibt zwei Schlafzimmer mit großen Doppelbetten und Moskitonetzen. An diese Schlafzimmer bindet sich dann jeweils ein Badezimmer an.
Auch wenn sich das jetzt alles ziemlich spartanisch anhört (was es ja auch ist) ist es allemal eine Erfahrung wert so zu leben. Wenn man sich darauf einlässt ist es auch gar nicht so schwer und ziemlich interessant. Man sollte sich nur organisieren, seine Batterie/Solarbetriebenen Lampen oder Kerzen zurechtlegen, so dass man sie auch findet, und nicht danach suchen muss, wenn es bereits dunkel geworden ist (ich spreche aus eigener Erfahrung).
Ein weiterer schöner Aspekt in Buniadu ist die Natur! In fünf Minuten ist man am Fluss mit wunderschönen Mangroven Wäldern. Hier kann man einfach alles auf sich wirken lassen und manchmal auch die Fischer bei ihrer Arbeit beobachten.
Mit diesen Eindrücken beende ich den ersten Tag in Buniadu.
Dienstag. Weiter geht`s mit der Inventur der Medikamente und dem Aussortieren der Materialien aus dem Lagerraum und aus den Containern. Wir finden einige Medikamente und Materialien, die wir später an Dr. Azadeh und die Klinik in Essau abgeben können, da sie hier im HC nicht benötigt werden.
Später haben wir ein Treffen mit dem Dorfkomitee und Famara Fatty. Hier werden Angelegenheiten zum Grundstück des HC und einer möglichen Erweiterung besprochen. Wir bringen Mr. Fatty wieder nach Barra und treffen uns auf dem Rückweg mit Alpha Mballow. Dieser ist lokaler Manager der National Nutrition Agency (NaNA) in Essau. Diese Agentur bietet ein Ernährungsprogramm für unterernährte Kinder an und es wird eine Zusammenarbeit mit NaNA angestrebt, da das HC in Buniadu in der Vergangenheit viele unterernährte Kinder als Patienten betreute.
Am nächsten morgen wird dann endlich abschließend der komplette Medikamentenbestand, praktisch und theoretisch, zusammengeführt. Das Pflegepersonal erhält immer wieder kleine Schulungen über Indikationen und Wirkungsweisen der (noch unbekannten) Medikamente und eine erste Einweisung in das Dokumentationssystem für die Medikamentenausgabe.
Hier konnte ich meine erlernten Kenntnisse aus Jahally anwenden und es hat wirklich Spaß gemacht, zusammen mit den Mitarbeitern vor Ort zu arbeiten und zu sehen, wie sich das ganze System nach und nach weiter aufbaut. Alle waren sehr motiviert und dadurch haben wir viel geschafft in den letzten drei Tagen.
Auch hier fehlt es nie an Freude und Gelassenheit, wobei meine Geduld hin und wieder auf die Probe gestellt wird, denn Gelassenheit bedeutet immer auch warten. Zusammengefasst ist das Arbeiten hier aber sehr angenehm.
Im Vordergrund läuft immer die reguläre Behandlung weiter. Noch hat das HC nur ca. 20 Patienten am Tag (vor Schließung waren es ca. 50-70), doch noch nicht alle Leute in der Umgebung haben mitbekommen, dass das HC wieder eröffnet hat.
Die aussortierten Materialien aus den Containern bringen wir in die Klinik in Essau. Dort treffen wir John Joseph Mandy, den leitenden Pfleger des Krankenhauses, welcher uns auch gleich eine Führung durch das Krankenhaus bietet.
Hier wird mir wieder bewusst wie nötig die Menschen hier jede (medizinische) Hilfe haben. Das Krankenhaus ist nur mit dem nötigsten ausgestattet, Gerätschaften gibt es auch hier kaum und das Gebäude an sich ist auch nicht mehr in dem besten Zustand! Den Anspruch an ein zwei- Bett Zimmer kann man hier vergessen. Meist hat eine Station zwischen 10- und 20 Betten in einem großen Raum.
Krankenhaus Essau
Nun geht es für mich bzw. uns mit dem Fahrer Abdoulie erneut zurück nach Jahally- diesmal allerdings mit den zwei Ärzten Markus und Guido von RDI, denn diese haben die Klinik in Jahally noch nicht gesehen.
In Jahally ist die Freude groß über das unerwartete Wiedersehen und auch die beiden „Neulinge“ werden herzlichst begrüßt. Nach den letzten Tagen ist es wirklich einfach schön entspannt hier und ich freue mich auf eine Dusche unter fließend Wasser.
Nach einer kurzen Nacht geht es erneut zurück nach Manjai und wir lassen den Abend entspannt ausklingen.
Am Samstagmorgen, dem Abreisetag von Markus und Guido, treffen wir uns mit Dr. Azadeh in seiner Klinik in Brusubi, um ihm Medikamente und ein Mikroskop zu überreichen.
Diese Klinik ist kein Vergleich zu anderen Krankenhäusern die ich bisher gesehen habe. Alles ist gefliest und sauber, es gibt Medikamente und Gerätschaften wie z.B. Sono-und EKG-Geräte oder auch einen Inkubator. Außerdem gibt es einen Op- Bereich.
Zurück in Manjai genießen wir die letzten Stunden am Strand und einem leckeren Essen. Auch hier in der Senegambia Gegend (hier ist die „eigentliche“ Touristen Zone) mangelt es an nichts und der kilometerlange Strand lässt einen die Anstrengung der letzten Tage vergessen.
Nun bin ich wieder alleine unterwegs in Gambia.
Dr. Azadeh hat mich nochmal in seine Klinik eingeladen um auch dort Erfahrungen in der Behandlung zu sammeln und bot mir die Möglichkeit, bei einer seiner Op`s dabei zu sein. Ursprünglich ist er Gynäkologe und wir haben eine Frau mit Gebärmutterfibromen (gutartige Geschwülste) operiert.
Das war wirklich nochmal einen Einblick wert, danke an Dr. Azadeh, denn der ganze Ablauf und Umgang mit den Patienten hier in Gambia läuft einfach so anders als zuhause.
Andere Länder, andere Sitten.
Jetzt mache ich mich nochmals auf nach Buniadu. Als ich jetzt hier ankomme, kommt mir alles schon sehr vertraut vor und neben der Arbeit habe ich nun auch Zeit, mich mit den Angestellten zu unterhalten. Wir lachen viel, sitzen in der Pause zusammen oder gehen nach der Arbeit am Fluss spazieren. Die meiste Zeit verbringe ich mit Ramatoulie und dem kleinen Salifu.
Sie zeigen mir wie ich ihn, so wie es hier üblich ist, mit einem Tuch auf dem Rücken trage, die Fische hier zum fritieren vorbereitet werden oder wie man Ataya kocht.
Die Woche vergeht wie im Flug und ich sehe meine Zeit hier dem Ende zugehen.
Doch bevor ich mich tatsächlich verabschiede, halten wir ein Meeting ab mit Dr. Azadeh, dem Personal und dem Dorfkomitee.
Er gibt Ratschläge für alle, klärt die Menschen hier auf über allgemeine Hygiene, die Relevanz der Sauberhaltung des Geländes und der Prävention von Krankheiten (besonders Malaria). Zur Begeisterung aller wird jedem anwesendem der Blutdruck gemessen. Außerdem gibt er eine Einführung in mögliche Symptome und die Ursachen zur Entstehung von Bluthochdruck.
Alle scheinen interessiert und ich bin erstaunt, wie gut dieses Programm von allen angenommen wurde.
Wartebereich Hafen in Banjul
Dann ist auch für mich die Zeit des Abschieds gekommen. Die letzten Tage werde ich in dem Manjai Kunda Gelände verbringen und meine gesammelten Daten über Patientenzahlen, Alter, Geschlecht, Diagnose und Behandlung in ein dafür vorgesehenes Computerprogramm übertragen.
Außerdem besuche ich die Privatschule von Patricia Ceesay, eine Montessori Schule wie ich sie noch nicht gesehen habe und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.
Zum Abschluss begleite ich Dr. Azadeh noch ein letztes Mal zu einem Vortrag über weibliche Genitalverstümmlung (Female Genital Mutilation). Auch das ist leider weiterhin ein großes Thema hier in Afrika. Rund 80 % der Frauen hier sind beschnitten worden. Trotz gesetzlichen Verbots werden Mädchen (meistens in dem Alter bis zu dem vierten Lebensjahr) genital verstümmelt. Es werden Klitoris und /oder Teile der Vagina (Schamlippen) entfernt und die Wunde bis auf ein kleines Loch zugenäht. Dies bringt weitreichende Komplikationen (Abszesse, Unfruchtbarkeit, Inkontinenz) oder den Tod mit sich- von den psychischen Schäden ganz zu schweigen!
Ich fahre mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurück nach Hause. Ich habe soviele neue Dinge erlebt, schockierendes und überraschendes, interessante Kontakte geknüpft und einfach eine komplett andere Welt kennengelernt.
Ich fühle mich sehr dankbar. Dankbar, dass ich das erleben konnte und dankbar,dass es mir in meiner Heimat so gut geht. Mir fehlt es nicht an medizinischer Versorgung und ich muss auch keine Angst haben, morgen kein Essen mehr auf meinem Teller zu finden!
Diese unermüdliche positive Lebensenergie die von den Menschen hier ausgeht, kaum Gejammer und Gemecker, leben mit dem was man hat und das Beste draus machen- das hat mich fasziniert.
Genauso wie die schier grenzenlose Gastfreundschaft die ich zu jeder Zeit erleben durfte!
Natürlich wird man immer auffallen durch seine Hautfarbe, und ja, es gibt bestimmt auch Menschen, die einfach nur dein Geld wollen. Aber ich habe mich zu keiner Zeit unsicher oder bedroht gefühlt. Ich habe mich als Frau frei bewegen können ohne Angst zu haben (Kleidungsstil beachten und nachts war ich auch nicht alleine unterwegs).
Doch man darf trotz alledem nicht vergessen:
Viele Menschen hier lebenweiterhin in Perspektivlosigkeit, haben keine Arbeit und kein Geld. Auch im Jahre 2017 werden Kinder noch an den Strand geschickt um Nüsse zu verkaufen, anstatt dass sie in die Schule geschickt werden, um einen Grundstein für ihre Zukunft legen zu können. Sie werden für das Aufkommen des Lebensunterhaltes verantwortlich gemacht und haben keine Chance auf Bildung!
Gambia zählt immer noch zu einem der ärmsten Länder der Welt, für mich aber auch zu einem der schönsten!
Projektbericht Gambia 26.09.2016 – 10.10.2016
Ärztecamp International e.V. Deutschland
In Zusammenarbeit mit Riverboat Doctors International e.V. Buniadu/Gambia
Projekt:
Riverboat Doctors International e.V.
RDI e.V. betreibt ein Gesundheitszentrum in Buniadu, einem Provinzdorf am Nordufer des Gambia Flusses in Westafrika. Geleitet wird das Zentrum von der deutschen Krankenschwester Heike Tautz. Ihr Ehemann, Heiner Tautz, kümmert sich um die technischen Belange. Zehn einheimische Mitarbeiter und Freiwillige aus Europa vervollständigen das Team.
Teilnehmer:
RDI e.V. ist vertreten durch Heike Tautz, die mit 11 einheimischen Mitarbeitern im HealthCenter Buniadu arbeitet.
Ärztecamp International stellte:
- Kinderärztin – Heidi Olischläger,
- Laborantin – Irmgard Balser,
- Physiotherapeutin – Dorothea Licht
zur Verfügung.
Ablauf der Anreise:
München-Brüssel mit Lufthansa, Brüssel – Banjul mit Brusselsair,
Übernachtung bei Claudia und Joe Camping Sukuda
Taxi zur Fähre, Fähre von Banjul nach Barra, Taxi nach Buniadu
Leistung Ärztecamp International:
Mitführung von Babywaage, HB Messgerät, 850 Euro für Medikamente, die vor Ort von uns, nach einer Aufstellung von Frau Tautz, in Banjul gekauft wurden. Außerdem Verbandsmaterial, Spritzen, Kanülen, Babyflaschen, Babynahrung, Zahnbürsten, Zahnpasta, Brillen, Sonnenbrillen, Instrumente zur Wundversorgung, Einmalhandschuhe, medizinische Bücher, Handtücher.
Eigenleistungen:
Flug mit Brusselairlines ca. 750 Euro
Übernachtung am ersten Abend in Banjul ca. 25 Euro.
Taxi und Fähre zum Arbeitsort ca. 15 Euro.
Kostenfreie Übernachtung im nahegelegenen Haus (ca. 800 m Entfernung vom HC), 2 Zimmer mit je 1 Toilette, gemauertes Doppelbett mit Matratze, Moskitonetz, Kochgelegenheit durch Gaskocher, nötigstes Geschirr vorhanden, Wasser durch Kanister, kein Strom – Stirnlampe oder Batterieleuchte.
Essen am Tag ca. 5 Euro (Fertigung durch Nachbarin möglich) oder/und Mitgebrachtes wie Nudeln,(Fertigpackung) Kaffee, Müsli, Brot, Salami, Käse, Honig, Marmelade. Obst und Gemüse gibt es nur in Barra ca. 15 km entfernt (Markt am Fährhafen). Hin und wieder kommt ein Fischer vorbei, bei ihm können frische Fische gekauft werden.
Ausstattung der Krankenstation:
Die Station verfügt über ein überdachtes Wartezimmer, ein Büro für die Patientenaktenordner, 3 Behandlungszimmer mit Tageslicht, (in einem davon befindet sich eine Patientendusche),1 fensterloser Raum mit 2 Liegen (für Physiotherapie geeignet). 1 Screening Raum
2 Toiletten
Lager mit Apotheke
1 Kühlschrank
1 Ventilator
Eine Aufenthaltsgelegenheit im Freien (überdacht)
1 Waschmaschine, solarbetriebene Wasserpumpe.
Die Räume waren sauber und wurden täglich gereinigt.
Die Mitarbeiter sprachen alle gut Englisch, so
dass keine Sprachbarrieren vorhanden waren.
Diagnostisch-Therapeutische Möglichkeiten:
Ultraschall Abdomen, Medikamente, Verbandsmaterial, HB Bestimmung, Malaria Test-Set, Urinsticks, Blutdruckmessgerät, Fieberthermometer, Schwangerschaftsteststreifen.
Tagesablauf:
7.30 Ankunft im HealthCenter,
durch die gambischen Mitarbeiter werden die Patienten aufgenommen, Blutdruck gemessen, bei Kleinkindern Gewicht, Fiebermessung, Größe.
Vorläufige Diagnosen Stellung, Patienten werden mit Nummern versehen.
Aufnahme von ca. 70 Patienten am Tag.
Patienten werden einzeln in die verschiedenen Behandlungsräume gebeten, dort finden weitere Untersuchungen statt sowie die Verbandswechsel. Heike möchte jeden Patienten selbst sehen und überprüft unsere Behandlungen. Neue Patienten werden von ihr selbst aufgenommen.
Mittagspause ca. 11 Uhr, Kaffeepause ca. 14.00
Patientengut:
70 % aller Patienten sind Kinder:
Infektionen, Durchfälle, Darminfekte, Husten, Unterernährung, Brand- und Verkehrsunfall Verletzungen, Hauterkrankungen, Hautinfektionen, Abszesse, chronische Otitis, Hochdruck, Wunden durch Würmer und Larven verursacht, Würmer, Malaria, TBC, Aids, Muskel- und Gelenkschmerzen, hochfiebernde Infekte, Blasenentzündungen. Schwangerschaften, Neugeborenen Untersuchungen.
TBC und Malaria Patienten werden mit dem RTW in die kleine
Klinik in Essau (ca. 10 km entfernt) gebracht und dort behandelt, Röntgen ist nur in Banjul möglich. Heike führt das HealthCenter wie eine Hausarztpraxis mit Wiedereinbestellung, dadurch längere Beobachtung der Heilungsprozesse nachhaltig gewährleistet.
Fazit:
Heike Tautz hat mit dem HealthCenter in Buniadu in den vergangenen Jahren ein gutgehendes Imperium aufgebaut. Sie ist mit ihren Behandlungserfolgen weit über die Grenzen hinaus bekannt.
In den ersten Tagen war die Zusammenarbeit schwer, da Frau Tautz die Kontrolle für ihre Patienten selbst übernehmen wollte und wir nicht selbstständig arbeiten konnten. Verständlicherweise, da sie seit Jahren nach bewährter Routine alleine arbeitet.
Doch nach ein paar Tagen, hat sich Vertrauen von beiden Seiten her aufgebaut und die Zusammenarbeit verbesserte sich.
Frustrierend für die Arbeit ist, dass Frau Tautz immer mit finanziellen Unsicherheiten mit RDI zu rechnen hat.
Am zweiten Tag unserer Ankunft wurde sogar über eine Schließung nachgedacht, was uns doch sehr betrübt hätte.
In letzter Minute kamen dann doch noch Gelder und der Betrieb konnte aufrechterhalten werden.
Eine Fortsetzung 2017 ist im Moment noch nicht gewährleistet, das muss erst mit dem Verein RDI geklärt werden. Sollte das positiv ausfallen, kann man über eine weitere ärztliche Hilfe seitens ÄCI erfolgen.
Auf Grund der Unsicherheit einer Fortführung, haben wir die Babywaage und auch das HB Messgerät als Leihgabe zur Verfügung gestellt, damit bei eventueller Schließung beides an uns zurückgegeben werden muss.
Einsatz von Ärztecamp International e.V.- Mitgliedern im Health Center von Riverboat Doctors International e.V. vom 12. Januar bis 1. Februar 2016
Teilnehmer von Ärztecamp International e.V.:
- Irmgard Balser, stimmberechtigtes Mitglied (Kassier)
- Helge M. Kath, Fördermitglied
Während unserer 3-monatigen Wohnmobilreise durch West-Afrika, wollte ich (Mitglied und Kassier von Ärztecamp International e.V. und Mitglied bei Riverboat Doctors International e.V.), als Laborantin für ca 4 bis 6 Wochen in dem, von einer Krankenschwester und ihrem Mann (Heike und Heiner Tautz) vor ca, 7 Jahren aufgebauten, Health-Center in Buniadu, Gambia ein Basis-Labor einrichten. In vier Wochen fuhren wir mit unserem Wohnmobil durch Marokko, Mauretanien und den Senegal, um dann am Vormittag des 12. Januar im RDI-Health Center in Buniadu einzutreffen. Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Gründer des kleinen Gesundheitszentrums, Heike und Heiner Tautz leitete man uns zur Lodge. Dort suchten wir uns den günstigsten Stellplatz für die nächsten 4 bis 6 Wochen, erkundeten die Umgebung und akklimatisierten uns erst einmal. Beim gemütlichen Beisammensein am Abend erfuhren wir etwas über den Arbeitsrhythmus des Teams.
Tagesablauf , Personal und Räumlichkeiten
Morgens Abfahrt ca. halb 8 Uhr, mitsamt aller leeren Wasserkanister, da es in der Lodge und Umgebung kein fließendes Wasser gibt. Ankunft am Health Center gegen 7.30 Uhr, viele Patienten warten bereits. Der Nachtwächter hat begonnen Nummern auszugeben. Es folgt eine kurze Teambesprechung im Freien…..ein Besprechungsraum/Pausenraum ist nicht vorhanden.
8 Uhr Frau Heike Tautz (Projektleitung) gibt anhand der Bedarfsliste der einzelnen Behandlungsräume das Verbandsmaterial / Medikamente aus. Die Bedarfsliste wird tags zuvor von der entsprechend verantwortlichen Mitarbeiterin erstellt. Die neue Apotheke ist gut ausgestatten und durchlüftet. Monatlich einmal werden Medikamente in einer Apotheke auf der anderen Seite des Ganbiaflusses günstiger eingekauft, als diese in der Apotheke des Distrikt Krankenhauses in Essau erhältlichen wären.
In der Halle, Wartebereich (das Dach war zu diesem Zeitpunkt noch sehr desolat), befindet sich die Rezeption (separater Raum). Hier werden die Patienten registriert (Rohey) und im Büro die Krankenblätter herausgesucht. Guido, verantwortlich für die Statistik und für den reibungslosen Ablauf in der Wartehalle, lässt nach der Registrierung jeweils 4 Patienten in den internen Wartebereich vor. Von hier geht es zum Vorgespräch zu Ismail. Hier wird je nach Grund des Arztbesuches ein entsprechendes Formulare ausgefüllt. Alle Patienten werden gewogen, Blutdruck und Fieber gemessen, und den Behandlungsräumen zugewiesen.
Anschließend Beginn der Behandlungen in 3 Behandlungsräumen und einem Screeningraum.
Es gibt einen Krankenpfleger mit einem Zertifikat (Landing), das seine Ausbildung zum Krankenpfleger bescheinigt und 3 angelernte Pflegekräfte (Efo – schon 4 Jahre dabei, Jainaba und Abby). Jeder Behandlungsraum ist mit einer PflegerIn besetzt, die 4. Kraft wirkt als Springer, es findet immer wieder ein Wechsel statt. Die Pflegerinnen sind alle sehr motiviert und einfühlsam mit und zu den Patienten!
Fr. Heike Tautz wechselt von einem Behandlungsraum in den nächsten und versorgt mit Ruhe und Geduld zwischen 40 und 75, manchmal auch mehr, Patienten pro Tag mit einer kurzen Pause gegen 10.30 – 11 Uhr.
Die gute medizinische Versorgung bringt es mit sich, dass die Patienten immer weitere Wege auf sich nehmen, um in Buniadu untersucht und behandelt zu werden! Jede Konsultation kostet bisher 5 Dalasi, die Medikamente und das Verbandsmaterial werden noch umsonst abgegeben. Doch die Finanzierung wird immer schwieriger, die Patienten immer mehr.
Heiner Tautz kümmert sich derweil um die Solaranlage, die Tiefwasserpumpe (40 m tief mit nachgewiesenermaßen bestem Trinkwasser), die Wäsche, Reparaturen, hält Sitzwache bei Patienten, die zB an einer Infusion hängen und fährt natürlich alle Noteinsätze. Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet von Heiner ist der Kochworkshop. Mütter, deren Kinder unter- und auch fehlernährt sind wird empfohlen an diesem, einmal wöchentlich stattfindenden, Kochworkshop teil zu nehmen. Hier kochen sie gemeinsam eine vitamin- und eiweißreiche Mahlzeit, in einem Topf auf dem Holzfeuer. Mit den je nach Jahreszeit verfügbaren, bezahlbaren Nahrungsmitteln (z.B. Süßkartoffeln, Casava (Yamwurzel), Kürbis, kleingeschnittene Blätter der Süßkartoffel, gemahlene Erdnüsse, geräucherter entgräteter Fisch und hart gekochte Eier) wird gemeinsam mit den Müttern eine hochwertige Mahlzeit zubereitet. Anschließend wird gemeinsam gegessen, der Rest wird den Müttern für eine weitere Mahlzeit für die Kinder mitgegeben. An jedem Workshop werden 25 bis 35 Kinder bekocht und jedes Kind bekommt noch eine Mahlzeit mit nach Hause. Die Kosten belaufen sich auf 20 bis 25 Euro pro Workshop.
Offiziell endet der Arbeitstag um 16 Uhr, was aber meist nicht einzuhalten ist.
Statistik
Während eines jeden Behandlungstages erstellt Guido eine Tagesstatistik: Anzahl der Patienten, Geschlecht, Kinder, Erwachsene, Diagnosen, Medikation, Überweisungen. Da das RDI-Health Center dem Distrikt-Krankenhaus in Essau unterstellt ist müssen monatlich diese Statistiken zusammen gestellt und die erhobenen Daten dem D-KH Essau mitgeteilt werden, welche es wiederum an die Regierung (Gesundheitsministerium) weiter leitet.
Die häufigsten Erkrankungen bei Kindern: Wurmbefall, Husten auch Asthma, Durchfall und Erbrechen, Malaria, Mangel- bzw. Fehlernährung, Hauterkrankungen, Verbrennungen, angeborene und erworbene Herzerkrankungen.
Bei Erwachsenen: Bluthochdruck, Diabetes, Malaria, nicht heilende Wunden, bronchiale Erkrankungen, Schwangerschaftsprobleme, Zustand nach Schlaganfall, Magenprobleme (Gastritis, Ulcus), Infektionen des Urinsystems und neuerdings auch vermehrt Patienten mit Epilepsie.
Labor
Meine Aufgabe hätte sein sollen ein Basis-Labor aufzubauen. Es wurde angenommen, dass sich alle notwendigen Utensilien in einem der 3 Container befinden. Also packten wir es an und suchten den ersten Container durch, doch bis auf eine alte Hämatokrit Zentrifuge fanden wir in dem undichten, regennassen Container nur noch ein Leitzmikroskop mit Diskussions-Tubus und ein weiteres Binokular Mikroskop von Steindorf. Ansonsten nur – vom durchgedrungen Regenwasser muffelnde – OP-Wäsche und Objektträger in verschimmelten Kartonagen.
So räumten wir erst einmal einen Container aus, lüfteten und trockneten was noch brauchbar war. ZB auch ein Ultraschallgerät, das vom nächsten Einsatz-Team (Ärztecamp International e.V.) im Februar wieder in Betrieb genommen werden konnte. Wir sichteten die beiden anderen Container und suchten im Store was evtl. für die Einrichtung eines Basislabors verwendet werden könnte. Die Überprüfung der Mikroskope ergab, dass das LEITZ-Mikroskop in Ordnung zu sein scheint, das STEINDORFF konnte jedoch nicht überprüft werden (fehlende passende Leuchtmittel, defekte Sicherung). Es gibt noch ein weiteres sehr gut erhaltenes Monokular-Fluoreszenzmikroskop (PARTEC), das vorwiegend zur frühzeitigen Malaria-Diagnostik vorgesehen ist, doch fehlen hierzu die Reagenzien.
Leider ist kaum etwas vorhanden, um ein kleines Labor für Blutbild, Differential-Ausstrich und Harnstatus, bzw Harnsediment, aufbauen zu können. Die Frage ist auch wer zB Erythrozyten und Leukozyten zählen, ein Differentialblutbild auswerten und ein Harnsediment unter dem Mikroskop beurteilen kann. Die derzeitigen Angestellten sind damit überfordert, es müsste extra eine Laborantin eingestellt werden, was vermutlich zu kostspielig würde. Auch wäre dann die Frage, ob man sich mit den alten, langwierigen Untersuchungsmethoden überhaupt noch beschäftigen sollte. Es gibt Photometer, AutoAnalyzer und viele Schnelltestmethoden.
Wenn man ins Auge fasst das RDI-Health-Center mit modernen Geräten zu bestücken, die auch eine Schnittstelle zum PC haben könnten, dann muss man allerdings auch bedenken unter welchen klimatischen Bedingungen diese funktionieren müssten! Temperatur und Luftfeuchtigkeit, Probenkühlung, ausreichende Stromversorgung, Arbeitsplatz usw. müssten bedacht werden.
Wir konnten das Distriktkrankenhaus in Essau besichtigen. Das dortige Labor verfügt überraschenderweise auch nur über ein Basislabor. Es wird das Hämatokrit bestimmt und daraus der Hb-Wert berechnet. Teststreifen und Malaria-Schnelltest werden bevorzugt. Mir wurde mitgeteilt, dass Erythrozyten- und Leukozyten Zählungen nicht durchgeführt, jedoch Harnsedimente mikroskopisch begutachtet werden.
Es ist zu überlegen, ob bei dem nächsten Einsatz einer Laborantin, eine Minimal-Ausrüstung mitgenommen werden kann. Letztlich wäre eine Micro-Zentrifuge * zur Bestimmung des Hämatokrit erst mal ausreichend (einschließlich aller dazu benötigten Utensilien), da die Handhabung keine lange Übung erfordert und somit schnell jemand angelernt werden könnte. (Insgesamt ca. 800 bis 1200 Euro)
*die im nassen Container vorgefundene alte Haematokrit-Zentrifuge wurde nicht getestet, da die Auswrkungen auf das Strom/Solarsystem nich voraussehbar waren (keine Onformationen auf dem Gehäuse)
Fortbildungsunterricht
Damit die angelernten Pfleger mit der Ausgabe von Tabletten und Suspensionen umzugehen lernen wurde ihnen angeboten am Wochenende rechnen zu üben und anhand von Beispielen mit verschiedenen Dosierungen die Medikation zu bestimmen. Helge Kath (Mathematiklehrer) unterrichtete 2 x ca.3 Stunden Samstagnachmittags in einem Klassenraum der benachbarten Schule. Die Pflegekräfte waren äußerst motiviert und arbeiteten nach anfänglicher Zurückhaltung frohgelaunt mit. Irmgard arbeitete „Hausaufgaben“ aus. Während der Woche wurden Unklarheiten immer wieder hinterfragt, es war eine Freude den Lernwillen und Eifer zu beobachten!
Hygiene
Die Renovierung des Gebäudes im letzten Jahr ermöglichte eine großzügige Verfliesung des Bodens und der Wände, wodurch die Reinigung sehr erleichtert wurde. In jedem Untersuchungsraum gibt es ein Waschbecken mit fließendem Wasser. Die hygienischen Bedingungen erscheinen mir unter den gegebenen Umständen als außerordentlich gut. Leider gibt es für die Angestellten keine Umkleideräume, keine Toiletten und keine Duschen. Für die Patienten wurden allerding bei der Renovierung 2 Stehklos (mit Wickeltisch) an den Wartebereich angebaut.
Zusammenarbeit Projektleitung RDI-und Dorfkommitee
Wir hatten die Gelegenheit bei einem Teamgespräch zwischen der Projektleitung (Heike Tautz), dem RDI- und dem Dorfkomitee dabei sein zu können. Hier sollte die problematische finanzielle Situation des HC diskutiert und eine gemeinsame Lösung gefunden werden. Offenbar war den Mitgliedern der Komitees der Ernst der Lage nicht bewusst. Nach 2 Stunden heftigster Diskussionen baten sie um Bedenkzeit. Zur nächsten Gesprächsrunde waren wir nicht mehr in Buniadu.
Fazit
Alles in allem lebt dieses RDI-Health-Center von dem unermüdlichen Einsatz des Ehepaares Heike und Heiner Tautz, dem liebevollen und sorgsamen Umgang mit den Patienten und der Dorfbevölkerung. Die Angestellten sind so sorgfältig angeleitet worden, dass auch sie den Patienten mit Respekt, Umsicht und Geduld begegnen.
Eine weitere Zusammenarbeit von Ärztecamp International e.V. mit diesem RDI-Health Center würde ich für sinnvoll und möglich erachten, sowohl in medizinischer, als auch finanzieller Hinsicht!
Ansonsten lebten wir in Buniadu gut in unserem Wohnmobil, nutzen die Schöpf- Dusche des Gästehauses und saßen abends gemütlich bei einem oder zwei Bierchen ratschend mit Heike und Heiner zusammen. Da das Klima zur Zeit unseres Besuches (kontinuierlich zwischen 38 und über 40 Grad) Helge Kath gesundheitlich beeinträchtigte blieben wir nicht, wie vorgesehen, mindestens 4 Wochen, sondern reisten nach 3 Wochen vorzeitig ab.
Beim Abschied war ich mir sicher, dass ich wieder kommen werde, allerdings das nächste Mal mit dem Flugzeug und nicht mehr unbedingt mit einem Wohnmobil, nur der langen Strecke wegen (mehr als 11.000 Straßen/Pisten-km).
Irmgard Balser
Kontakt
Vereinsanschrift:
Riverboat-Doctors-International e.V.
Grenzweg 3
27777 Ganderkesee
Spendenkonto
Landessparkasse zu Oldenburg
BIC: SLZODE22XXX
IBAN: DE75 2805 0100 0090 5418 97