Riverboat-News Nr. 11 Januar 2017

Liebe Vereinsmitglieder, liebe Freunde und Förderer des Vereins,

der Jahreswechsel ist traditionell prädestiniert für Rück- und Ausblicke. Deshalb will ich es auch wieder so halten wie vor einem Jahr, als ich in den News Nr. 6 einen Rückblick auf das Jahr 2015 aus der Sicht der Projektleiterin Heike Tautz gegeben habe. Kursiv geschrieben sind hier jetzt die Passagen, die direkt aus den Berichten von Heike übernommen wurden, der Rest ist ergänzt.

Jahresrückblick 2016

Im Januar waren Irmgard und Helge als Freiwillige in Buniadu. Irmgard hat sich um die Laborausstattung / Laboreinrichtung bemüht, hat dafür alle Container aufgeräumt und die vorhandenen Labormaterialien zusammengesucht.
Helge hat 2 Workshops für Mathematik für unsere Mitarbeiter gegeben, welche von den Mitarbeitern sehr gut angenommen wurden. Diese Workshops wurden jeweils am Wochenende angeboten, also in der Freizeit unserer Mitarbeiter.
Unsere kleine Teneng Njie geb. 09.09.2015 sie wog am 11.11 nur 2,1kg, hat inzwischen die 5 kg Marke überschritten. Im Januar war „Namesgiving“ (Taufe) von Teneng und alle Mitarbeiter des HCs waren eingeladen. Das Dorf liegt ca. 15km von Buniadu entfernt. Bei der Zeremonie wurde das HC Buniadu lobend erwähnt und allen wurde für die Mühe um Tenengs Gesundheit gedankt. Inzwischen hat Teneng von unseren Mitarbeitern den Namen Teneng – Buniadu erhalten und ist der Liebling aller.
Im Februar waren Doris und Hendrike als Freiwillige in Buniadu. Doris unterstützte als ausgebildete Krankenschwester das Team bei der Versorgung der Patienten im Health Center. Hendrike, Pressefachfrau, machte viele Fotos für eine Reportage und half tatkräftig bei den Kochkursen für die Mütter untergewichtiger Kinder.
Im Februar waren dann die Freiwilligenunterkünfte bis an die Grenze ihrer Kapazität ausgebucht.
Janosch war bereits im November für 3 Wochen bei uns im Einsatz. Im Februar reiste er für einen erneuten Einsatz von 3 Monaten an. Im Gepäck hatte er 1200€ für die Erneuerung des Daches der Wartehalle im Health Center. Die Spende von 1200€ hatte sich Janosch durch diverse Arbeiten in Bremen verdient. Janosch unterstützte Heiner bei diversen Bau – und Reparaturarbeiten.
Ende Februar besuchten uns Markus und sein Kollege Guido, Kinderarzt aus München um sich ein persönliches Bild von der RDI Arbeit in Buniadu zu machen. Gleich bei ihrer Ankunft überreichten sie eine Spende von 800 € des Vereins Ärztecamp International e.V. für den Einkauf von Medikamenten.

Ein schwerer Verkehrsunfall … bei einem Buschtaxi mit ca. 20 Fahrgästen versagte die Lenkung. Er prallte zuerst gegen einen Baum, überschlug sich und blieb auf der Seite liegen. Ein Fahrgast starb an Ort und Stelle. Ein Kind, welches am Unfallort spielte, kam  unter das Buschtaxi und starb. Später starb noch ein weiteres Unfallopfer. Mit dem RTW brachte Heiner, zusammen mit Markus und Guido sechs Unfallopfer zum Krankenhaus in Essau. Dort halfen unsere beiden Ärzte gleich bei der Erstversorgung.
In Absprache mit dem Dorf-Komitee und Markus wurde Landing Sanneh entlassen. Landing hatte sich auch nach mehrmonatiger Einarbeitung nicht als künftiger qualifizierter Health Center Manager bewiesen.
Auf Grund der finanziell angespannten Lage des Vereins, wurde im März in Absprache mit dem RDI Vorstand, dem RDI Health Center Komitee und dem Dorf Entwicklung Komitee (VDC) beschlossen, ab April 2016 die Medikamente für unsere Patienten zum Einkaufspreis abzugeben. Ebenso wurde der tägliche Preis für „Tickets“ von 5 Dalasi auf 10 Dalasi angehoben. Für jede Wundbehandlung zahlen die Patienten künftig 15 Dalasi zusätzlich.
Um dieses Vorhaben umzusetzen bedurfte es einiger Vorberei-tungen und Organi-sation. Die Apotheke befindet sich jetzt im Lagerraum, an der Tür zur Wartehalle. In die Tür wurde eine „Klappe“ zur Medika-mentenabgabe und zur Entgegennahme des Geldes eingebaut. Dies erforderte eine große Umstellung für das ganze Team. Abby, sie ist in Mathematik die Beste, hat zusammen mit Heiner die Apotheke und die Kostenabrechnung für die Wundbehandlungen übernommen. Somit fehlte eine Mitarbeiterin in den Behandlungen. Die Buchführung machte Anfangs etwas Probleme, weil einige Patienten nicht genug Geld dabei hatten. Die ersten Tage gab es natürlich unter den Patienten auch einige Diskussionen, doch unsere Mitarbeiter erklärten jeden Patienten mit viel Einfühlungsvermögen auf. Gegen Ende des Monats gab es keine Unstimmigkeiten mehr.
Natürlich haben wir auch Patienten Medikamente gegeben, die an dem Tag kein oder zu wenig Geld mitbrachten und eigentlich hatten wir dieses Geld abgeschrieben. Doch da wurden wir sehr positiv überrascht, denn die allermeisten Patienten brachten den Restbetrag tatsächlich später vorbei.
Vom 20.April bis zum 06.Mai wurde das Health Center geschlossen. In dieser Zeit wurde das Dach der Wartehalle erneuert. Damit die Wartehalle besser belüftet wird wurde das neue Dach um 20cm erhöht. Jedoch haben wir montags, mittwochs und freitags bei Patienten mit Wunden, Verbände erneuert und schwer kranke Patienten weiterhin behandelt.
Ohne einheimische Handwerker geht es nicht – Erneuerung des Wartehallendaches

Den gesamten Juni bis Mitte Juli verbrachten Heike und Heiner in Deutschland, um ihren verdienten Erholungsurlaub zu Hause zu verbringen, ab Mitte Juli zum Beginn der Regenzeit nahmen sie dann die Arbeit im Health Center wieder auf.

Zu schaffen machte allen die zunehmende Luftfeuchtigkeit. Ab ca. 14.00Uhr ist kaum noch jemand in der Lage sich ordentlich zu konzentrieren … jeder läuft mit einem „Schweißtuch „ herum und die Dienstkleidung klebt auf der Haut. Die gespendeten elektronischen Blutdruckgeräte und Fieberthermometer erleichterten die Arbeit sehr.
Vom Klima her war der August für uns alle nur schwer zu ertragen. Das Gras wuchs üppig. Um sich vor Schlangen und anderem unerwünschten Getier zu schützen, legen alle Dorfbewohner eine große grasfreie Schneise rund um ihre Unterkünfte an.
Zweimal waren so starke Regenstürme, dass vermutlich Wasser unter das Dach des Health Centers gedrückt wurde und für Kurzschlüsse sorgte woraufhin die Stromversorgung unterbrochen wurde. Erst nach einigen Tagen, vermutlich war das Wasser dann erst verdunstet, konnte Heiner die Anlage wieder in Betrieb nehmen.
Im September erhielten wir Unterstützung von Mitgliedern des Vereins Ärztecamp International e.V. (ÄCI). Neben Irmgard, die uns bereits im Januar mit ihrem Patner besucht hatte, waren auch Dorothea als Vorsitzende von ÄCI sowie Adelheid (Heidi) als Kinderärztin mit von der Partie. Im Gepäck hatten sie eine neue digitale und sehr hochwertige Babywaage, sowie ein Laborgerät zur schnellen Hämoglobinbe-stimmung. Am 03. Oktober sind die 3 Damen nach Banjul gefahren um als Zuwendung von ÄCI für umgerechnet 850€ Medikamente für das Gesundheits-zentrum einzukaufen.
Irmgard hatte sich bereits im Vorfeld auf die Schulung von Kindern zum Thema „Zähneputzen“ vorbereitet und brachte neben vielen Zahnbürsten auch Anschauungs-material mit. Außerdem konnte sie jede Menge Lese- und Sonnenbrillen verteilen.

Auch im Oktober waren wieder zwei Mitglieder des ÄCI in Buniadu aktiv. Die beiden Kinderärztinnen Annette und Caro hatten dabei nicht nur viele Kinder, sondern auch den mehr und mehr unter Schmerzen leidenden Heiner zu betreuen. Schließlich baten Heike und Heiner den Vorstand, sie wegen Heiners schlechtem Zustand vorzeitig nach Deutschland zurück zu holen.
Am 4. November traten sie dann ihren Heimflug an, und wenige Tage später erreichte den Vorstand auch eine Krankmeldung für Heike. Das Health Center blieb ab Anfang November geschlossen.
Im Dezember erfuhr der Verein dann schriftlich (für ein persönliches Gespräch standen Heike und Heiner Tautz nicht zur Verfügung), dass die Beiden nicht nach Gambia zurückkehren würden.
Bei den nun plötzlich und unerwartet notwendig werdenden Überlegungen für die Zukunft des Health Centers erhielten wir großartige Unterstützung durch den Vorstand des Vereins „Buschklinik e.V.“ Sofort nach Weihnachten flogen dann Christian und Olaf nach Gambia, um vor Ort zum einen Mitarbeiter und Bevölkerung zu informieren und zum anderen die Einsetzung eines neuen – jetzt afrikanischen – Managements vorzubereiten. Es gab mehrere sehr fruchtbare Gespräche mit dem Dorfkomitee und dem Team des Health Centers. Die Dorfbevölkerung war sehr froh über die Zusage, dass der Verein ihnen die Wiedereröffnung des Health Centers auch ohne die Mitarbeit von Familie Tautz fest zusichern konnte.
Im Zuge einer Bestandsaufnahme konnten viele in den Containern lagernde Sachspenden aus Deutschland endlich an die Dorfbevölkerung verteilt werden.

Ein vorsichtiger Blick auf 2017

Dank der wunderbaren Unterstützung, die der Verein in dieser schwierigen Lage erhielt, lautet die Planung wie folgt: Wiedereröffnung des Health Center ab Februar. Eingestellt wurde dafür eine gambische Krankenschwester, die uns über die NGO „project aid the Gambia“ vermittelt wurde. Die Ausgestaltung der weiteren Zusammenarbeit mit dieser NGO und ihrem deutschen Mutterverein „Buschklinik e.V.“ ist derzeit Inhalt intensiver Gespräche. Auch werden weiterhin hoffentlich viele europäische Freiwillige zur Unterstützung anreisen.

Außerordentliche Mitgliederversammlung

Alle Vereinsmitglieder erhalten zusammen mit diesem Newsletter die Einladung zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, auf der der Vorstand ausführlich über die anstehenden Veränderungen berichten wird.

Zum Schluss

bleibt mir nur, Heike und Heiner Tautz für ihre jahrelange, teils mühsame Arbeit für die Bevölkerung am Nordufer des Gambiaflusses zu danken und ihnen für ihre persönliche Zukunft alles Gute zu wünschen. Uns allen wünsche ich die Kraft, diese Arbeit fortzusetzen und stetig zu verbessern im Sinne einer nachhaltigen Hilfe für die wundervollen Menschen in Gambia.

Für den Vorstand

Dr. med. Markus Schopp